Tabakindustrie - Landfried Liste aller im Internet findbaren Fabriken, ehemalige und auch noch
tätige Betriebe. Diese Liste ist nur ein kleiner Ausschnitt sämtlicher Betriebe
und wird laufend aktualisiert. Fehlende Betriebe können auch beim Handelsregister
Register Portalnachgeschlagen werden. Ich bitte um Mithilfe
bei der Vervollständigung der Liste.
Legende
Schrift im Blau - existierende Betriebe Schrift in Gelb - ungesicherte Daten Schrift in Grün - Größe und Umfang der tabakverarbeitenden
Industrie Schrift in Rot - neuer oder aktualisierter Datensatz TaFa - Tabakfabrik (Rauch-,Schnupf- und/oder
Kautabaktabak und/oder Zigarren und/oder Cigaretten oder alles in einem Betrieb) ZiFa - Zigarrenfabrik (ausschließlich Herstellung
von Zigarren, Stumpen etc.) KaFa - Kautabakfabrik (ausschließlich Herstellung
von Kautabak, Priem, Stangen, Rollen etc.) CiFa - Cigarettenfabrik (ausschließlich Herstellung von
Cigaretten) SnuFa/Brafa - Schnupftabakfabrik/Brasiltabakfabrik
(ausschließlich Herstellung von Schnupftabak, Schmalzler etc.) Filialen/Größe der Belegschaft: bis 50 = 1, bis 100 = 2, bis 500
= 3, ab 500 = 4, ist der Versuch die Größe mittels Näherungswerten zu beschreiben Zulief - Zulieferer, Lieferant Handel - (Groß-)Händler, Vertrieb Bland, admin. Einheit - Bundesland oder administrative Einheit exist - Status des Betriebes, ob tätig oder bereits erloschen
Laden/Betrieb
Filialen
Größe
Art
PLZ
Ort
Bland, admin.
Einheit
exist
Land
Rauchtabak-, Kautabak-und Zigarren-Fabriken
P.J.(Phillip Jakob) Landfried, Stammhaus gegr. 1810; Filialbetriebe gab es in: Dielheim,
Kronau, Mühlhausen, Rauenberg und Roth. Bei Landfried waren 2.000 Angestellte und
Arbeiter beschäftigt.
Produziert wurde Rauch- und Kautabak,
Zigarren und Stumpen
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Western
German Importers of U.S. Commodities for Industrial Uses, 1950
ja
3
TaFa
69115
Heidelberg, RegBez. Karlsruhe
Baden-Württemberg
nein
Deutschland
Rauchtabak-,
Kautabak-und Zigarren-Fabriken P.J.(Phillip Jakob) Landfried, hier Filiale
ja
2
Zifa
68789
Sankt Leon-Rot,
Lkr. Rhein-Neckar-Kreis
Bayern
nein
Deutschland
Rauchtabak-,
Kautabak-und Zigarren-Fabriken P.J.(Phillip Jakob) Landfried, hier Filiale
ja
2
Zifa
69231
Rauenberg, Lkr.
Rhein-Neckar-Kreis
Baden-Württemberg
nein
Deutschland
Rauchtabak-,
Kautabak-und Zigarren-Fabriken P.J.(Phillip Jakob) Landfried, hier Filiale
ja
2
ZiFa
69234
Dielheim, Lkr.
Rhein-Neckar-Kreis
Baden-Württemberg
nein
Deutschland
Rauchtabak-,
Kautabak-und Zigarren-Fabriken P.J.(Phillip Jakob) Landfried, hier Filiale
ja
2
ZiFa
69242
Mühlhausen, Lkr.
Rhein-Neckar-Kreis
Baden-Württemberg
nein
Deutschland
Rauchtabak-,
Kautabak-und Zigarren-Fabriken P.J.(Phillip Jakob) Landfried, hier Filiale
ja
2
ZiFa
76709
Kronau, Lkr.
Karlsruhe
Baden-Württemberg
nein
Deutschland
Weiterführende Quellen:
-> Google Suche
-> Google Bilder Suche
Besser als nichts: In der heimischen Zigarrenindustrie arbeiteten auch viele
Frauen für spärlichen Lohn. Repro: Pfeifer
Mühlhausen.
Mit der Entdeckung Amerikas begann auch die Geschichte des Rohstoffs für
gute Zigarren. Kolumbus berichtete, als er 1492 das heutige Kuba betrat, dass die
Einwohner "kleine glimmende Stangen rauchten". Bereits Anfang des 19.
Jahrhunderts hatten die Mühlhäuser Landwirte mit dem Anbau der Tabakpflanzen begonnen,
da sich Tabak auf dem Markt in Walldorf gewinnbringend verkaufen ließ. Im häuslichen
Umfeld kannte man schon eine Weile die Kunst, einen "Stumpen" selbst zu wickeln
oder den Tabak zu kauen oder zu schnupfen. Groß war der Aufwand bei Anbau und Pflege.
Zunächst wurden Tausende von meist im eigenen Frühbeet gezogenen
Tabakpflänzchen benötigt, die einzeln per Hand in den sorgfältig vorbereiteten Boden
eingesetzt werden mussten. Bis dann jedes Pflänzchen behackt, geköpft und zwei- bis
dreimal gegeizt, bis Zehntausende von Blättern gebrochen und in Schnüre aufgefädelt
worden waren, waren viel Fleiß und Ausdauer erforderlich. Doch gemeinsam, mit Gesang und
beim Austausch der neusten Dorfnachrichten, ging die Arbeit leichter von der Hand. Oft
aber machte ein einziger Hagelschlag die Mühe eines halben Jahres zunichte. Von starken
Gurten zusammengehalten, wurde der Tabak zum Schuppen transportiert, wo die
"Bandlien" in den "Gefächern" bis zur jährlichen Einwaage zum
Trocknen aufgehängt wurden.
Zu Neujahr gab es für alle eine Brezel. Repro: Pfeifer
Die Tabakanbaufläche in Mühlhausen schwankte nach einer stürmischen Entwicklung Ende
des 19. Jahrhunderts kaum. Höhepunkt war das Jahr 1896 mit einer Fläche von acht Hektar.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lag die Fläche kontinuierlich bei noch fünf
Hektar. Durch die umwälzenden Veränderungen in der bäuerlichen Dorfgemeinschaft
verfügten die meisten Betriebe nicht mehr über die notwendigen Arbeitskräfte. Hinzu
kam, dass Tabak ein sensibles Gewächs ist, das leicht vom Blauschimmel, einer
gefährlichen Pilzkrankheit, befallen wurde. Verantwortlich für den Anbaurückgang war
auch der Geschmackswandel der Raucher: weg vom nikotinreichen, dunklen Tabak hin zu
hellen, leichteren Zigarettentabaken. Die Beliebtheit der Zigarre sank im Laufe der Zeit.
Wurden 1907 auf einer Fläche von fünf Hektar noch 50 Doppelzentner Tabak auf der
Gemarkung erzeugt, so wird Landwirt Herrmann Sauer in die Dorfgeschichte als Mann
eingehen, der in Mühlhausen den letzten Tabak anpflanzte ... Doch zunächst stellte sich
mit dem Anbau die Frage der Verarbeitung vor Ort. Die Heidelberger Firma Landfried
errichtete 1854 in der Hauptstraße eine dreigeschossige Zigarrenfabrik als Filiale
des Rauenberger Betriebs. Damit war für die Bevölkerung, die bisher nur von der
Landwirtschaft lebte, eine neue Erwerbsquelle erschlossen, welche die Wirtschaftsstruktur
Mühlhausens grundlegend umkrempeln sollte. Man versprach sich einen bescheidenen
Wohlstand, jedoch brachte die Entwicklung soziale und gesundheitliche Probleme mit sich.
Eine alte Aufnahme der von der Firma Landfried betriebenen Zigarrenfabrik in
Mühlhausen. Foto: Pfeifer
"Fabrikort", so nannte der Schulrat aus Heidelberg in einem Visitationsbericht
1867 die Gemeinde. Bereits 1871 gab es im Dorf zwei Zigarrenfabriken, Landfried
mit rund 200 und Adam & Hotz mit etwa 30 Arbeitern. 1874 trennten sich Georg
Adam und Florian Hotz und gründeten eigene Firmen, Hotz im Obergeschoss des
"Badischen Hofs". Als vierter Betrieb kam 1876 die Firma Arnheim &
Dinkelspiel hinzu. Von 1175 Einwohnern arbeiteten jetzt schon 266 in der Fabrik,
darunter 84 Jugendliche im Alter von zwölf bis 14 Jahren. Alle Fabriken hatten eine
eigene Krankenkasse. 1880 waren es bereits 517 Beschäftigte, 1897 arbeiteten 524
Personen, 34 Prozent der Bevölkerung, in den Zigarrenfabriken. Einen Höchststand
erreichte man 1927, als von 1949 Einwohnern 857 (gut 43 Prozent) in neun Fabriken
arbeiteten. Mit 22 Betrieben erreichte Mühlhausen 1909 die Höchstzahl an
Zigarrenfabriken. Diese Zahl ging nach dem Ersten Weltkrieg auf 13 Betriebe mit
800 Beschäftigten zurück. Die Zahl schmolz nochmals auf zehn Fabriken mit 790
Beschäftigten im Jahr 1925, wobei nun zunehmend auch von Zuhause aus gearbeitet wurde.
Der Rückgang der Zigarrenfabriken setzte sich in den 30er Jahren fort, verstärkte sich
nochmals nach dem Zweiten Weltkrieg, als voll- und teilautomatische Zigarrenmaschinen auf
den Markt kamen. Mit der Schließung der letzten Betriebe Ende der 50er und Anfang der
60er Jahre ging die Ära der Mühlhäuser Zigarre zu Ende. Es gab neue Arbeitsplätze am
Ort, etwa bei den Effenberger Modewaren, der Elektrofirma Schaub-Lorenz AG oder der
Kleiderfabrik Max Berk. Die Zigarrenindustrie brachte den Menschen einen bescheidenen
Wohlstand. Wie sonst lässt sich erklären, dass viele Tagelöhner, die ihr Brot in der 20
Kilometer entfernten Zuckerfabrik Waghäusel verdienten, plötzlich in der einheimischen
Zigarrenindustrie arbeiteten? Der Lohn allerdings war anfangs sehr mager. 1878 verdiente
ein Wickelmacher je nach Betrieb 50 bis 70 Pfennig, ein Zigarrenmacher eine bis zwei Mark
am Tag. Die tägliche Arbeitszeit betrug zehn Stunden. Ein Lohn, der für viele zum Leben
zu wenig und zum Sterben zuviel war. Weihnachtsgeld kannte man damals noch nicht, doch an
Neujahr gab es für alle Beschäftigten eine große Brezel. Und so urteilte man damals:
"Besser als nichts ist es allemal!" Manchmal jedoch wagten sich Arbeiter aus der
Deckung und forderten eine bessere Bezahlung, was "Herrn Landfried" nicht
besonders erfreute. Er sperrte seine Beschäftigten am 25. August 1880 "wegen
ungeeigneten Benehmens" wochenlang halbtags aus. Der Tabak kam nicht nur von der
Gemarkung, viele der Rohballen wurden mit dem Pferde-Fuhrwerk aus Heidelberg nach
Mühlhausen gebracht. Die Ware kam aus Holland, Kuba und Brasilien. Die angelieferten
Blätter wurden zunächst angefeuchtet und in dünnen Lagen auf einem Holzgestell
gelagert. Bis eine Zigarre fertig war, mussten sich viele Hände regen. Die Ausripper
entfernten aus den Blättern die Rippen, andere schnitten die Blätter zurecht. Die
weniger wertvollen Stücke dienten den Wickelmachern als Einlage. Für die Herstellung der
Wickel waren verschiedene Holzformen notwendig. Vom Umblatt zusammengehalten, wurde die
Einlage in Formen gepresst, gewendet und wieder gepresst, und schließlich wurden die
überstehenden Tabakreste abgeschnitten. Die fertigen Wickel lagerten in einem besonderen
Raum auf Regalen. Schließlich umrollten die Zigarrenmacher die Wickel mit dem Deckblatt
zur fertigen Zigarre. Jetzt war nur noch der Zigarrenkopf mit "Pappe" zu
verkleben und die fertige Ware wurde in ein Kistchen gelegt. Mit etwas Bangen
wartete man auf das Urteil des Werkmeisters. Sumatra, Havanna und Brasil, blonde und
schwarze, billige und teure Zigarren wurden so hergestellt. Ein großes soziales Problem
war die Kinderarbeit, zwar verboten, aber doch geduldet. Die Schulkinder vom siebten,
später erst vom zwölften Lebensjahr an sowie die Jugendlichen waren zwischen sechs und
zehn Stunden in der Fabrik. Dazwischen lag der Unterricht von eineinhalb Stunden. Treffend
beschreibt Alfons Sieber in seiner Kurzgeschichte "Sumatra, Havanna, Brasil",
erschienen im Mühlhäuser Heimatbuch, das Problem: "Franz, Wilhelm und Marie, die
drei Geschwister aus dem Oberdorf, gingen nun schon seit fast zwei Jahren in die Fabrik
arbeiten, bevor um halb neun der Unterricht begann, Franz und Wilhelm auch am Nachmittag.
Es war verboten, die Kinder wussten es, die Eltern wussten es, der Werkmeister wusste es,
aber sie brauchten daheim ein paar Mark, um nicht zu verhungern, und das wussten auch
alle. Franz und sein Bruder verdienten beide zwei Mark die Woche, Marie nur eine Mark,
aber sie war ja auch erst elf." Aus einem Bericht von 1868 geht hervor, dass die
anstrengende Fabrikarbeit für die geistige und körperliche Entwicklung der Kinder
gravierende Folgen hatte. Die Statistik zeigt, dass hier auch mit der Keim für die damals
im Dorf weit verbreitete Tuberkulose lag, im Volksmund "Schwindsucht" genannt.
Für die Fabrikarbeiterinnen war es nicht einfach, Familie und Beruf in Einklang zu
bringen. Die Kirchenbücher des 19. Jahrhunderts teilen mit, wie kinderreich die meisten
Familien waren. Mühlhausen hatte mit 47 Geburten auf tausend Einwohner die höchste
Geburtenrate des Bezirks Wiesloch. Acht, neun und zehn Kinder waren keine Seltenheit.
Entweder mussten die Größeren die Kleinen betreuen oder die Mutter nahm das Neugeborene
mit in die Fabrik und legte es unter den Tisch in eine Kiste. Der Werkmeister sah das
nicht gern. Doch was sollte er tun? Die Zigarrenfabrik war die einzige Möglichkeit, am
Ort etwas zu verdienen.
Bilder-Galerie
Landfried Stumpen
Landfried Stumpen
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Erklärung:
Ich sammle vorrangig Informationen zu Betrieben aus Deutschland und dem restlichen
Europa. Ich bin auch an Informationen zu Betrieben aus aller Welt interessiert. Dabei
möchte ich etwas erfahren über die Geschichte, den Werdegang und wirtschaftliche Daten.
Inbesondere möchte ich darstellen welche Betriebe den wirtschaflichen
Konzentrationsprozess überlebten bzw. welche Betriebe durch die Konzentration
übernommen wurden. Diese Angaben sammle ich dann auf der Seite "Steckbriefe" und werden entsprechend dem Erkenntnisstand
aktualisiert. Die Daten der Betriebe werden hier geografisch sortiert von Nord nach Süd
und von West nach Ost.
Ich bin kein Sammler von Dosen, Schachteln und sonstigen Gegenständen
(Sammelobjekten), die die Existenz von ehemaligen Betrieben belegen. Doch die
Informationen, die Sammler von diesen Gegenständen haben wie die Firmendaten, Logos,
Schriftzüge, Embleme, Banderolennummern (die Herstellernummer auf den Steuerzeichen),
Orts- und Zeitangaben sind für mich interessant.
MKR [mf]
Mein kleiner Rauchsalon
von Matthias Flachmann
aus Duisburg
Fragen, Anregungen und
Kontaktaufnahme bitte über das Forum