Schrift im Blau - existierende Betriebe Schrift in Gelb - ungesicherte Daten Schrift in Grün - Größe und Umfang der tabakverarbeitenden
Industrie Schrift in Rot - neuer oder aktualisierter Datensatz TaFa - Tabakfabrik (Rauch-,Schnupf- und/oder
Kautabaktabak und/oder Zigarren und/oder Cigaretten oder alles in einem Betrieb) ZiFa - Zigarrenfabrik (ausschließlich Herstellung
von Zigarren, Stumpen etc.) KaFa - Kautabakfabrik (ausschließlich Herstellung
von Kautabak, Priem, Stangen, Rollen etc.) CiFa - Cigarettenfabrik (ausschließlich Herstellung von
Cigaretten) SnuFa/Brafa - Schnupftabakfabrik/Brasiltabakfabrik
(ausschließlich Herstellung von Schnupftabak, Schmalzler etc.) Filialen/Größe - ist der Versuch die Größe
mittels Näherungswerten zu beschreiben Zulief - Zulieferer, Lieferant Handel - (Groß-)Händler, Vertrieb Bland, admin. Einheit - Bundesland oder administrative Einheit exist - Status des Betriebes, ob tätig oder bereits erloschen
Hersteller
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Ort
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Krieb, Rinn & Closs
Bad Endbach
42. Um das Jahr 1890 gründete die Firma Joh. Christ. Krieb & Co. in
Endbach eine Zigarrenfabrik. Am 20. Juli 1910 ist die Fabrik auf die
Firma Rinn & Cloos A.G. übergegangen. Außer dem Werkmeister und Lagerarbeiter wurden
nur Frauen und Mädchen beschäftigt. Für den Ort hatte die Fabrik eine große Bedeutung.
Es war kaum ein Haus in Endbach, in welchem nicht eine weibliche Person ihren Arbeitsplatz
in der Zigarrenfabrik gehabt hat. Die Fertigung der Zigarren erforderte
eine gute Übung und die Anlernlinge brauchten oft einige Jahre bis sie die erforderliche
Qualität erarbeiten konnten. Im Bild befindet sich das Arbeitspersonal der zwanziger
Jahre. Wegen Arbeitermangel ist der Betrieb später eingestellt worden.
Bad Gandersheim
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nach dem Anschluß Gandersheims
an das Eisenbahnnetz im Jahre 1856, hielt auch die Industrialisierung in der Stadt Einzug.
Besonders nach der Reichsgründung 1871 entstanden Industriebetriebe wie eine
Zuckerfabrik, eine Molkerei, eine Zigarrenfabrik und eine
Konservenfabrik.
Bad Oeynhausen
65. Vor der Zigarrenfabrik Fiebig an der Volmerdingser
Straße in Volmerdingsen steht die Belegschaft etwa 80 Personen - aufgereiht. Fiebig war
seinerzeit der größte Betrieb in Volmerdingsen. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts
wurde in den Kreisen Herford. Lübbecke und Minden die Zigarrenindustrie
eingeführt, die der notleidenden ländlichen Bevölkerung eine gewisse Erleichterung
brachte. Die Zigarrenindustrie war aber sehr konjunkturabhängig:
Blütezeiten wechselten mit wirtschaftlichen Depressionen. Bis 1957 gaben die Betriebe in
unserer Gegend auf. Auch Fiebig gibt es nicht mehr. Heute ist dort die Korbflechterei des
Wittekindshofes eingezogen. (Foto: N. Rybak, Bad Oeynhausen, um 1920.)
Bad Salzuflen
10. Hermann von Exter hat 1632 die zum Teil abgebrannte Stätte, Obere
Mühlenstraße 1, gekauft und das Haus verbreitert wieder aufgebaut. Die Schnitzerei an
dem Giebel ist sehr reich und wechselvoll. Die Besitzer des Hauses waren zunächst reiche
Handelsleute und später Handwerksmeister. Durch den Bäcker Huth gelangte der Besitz an
den Kaufmann Wolff in Schötmar, der ihn an den Kaufmann Brinkmann weiterverkaufte. Dieser
fing neben der Handlung mit Kolonialwaren eine Zigarrenfabrik an. Als er
für die Zigarrenfabrik ein neues Gebäude am Gröchteweg baute,
übernahm Wilh. Backs die Statte 'Obere Mühlenstraße l' mit Geschaft. Die beiden
Töchter haben dort lange Jahre eine Pension betrieben.
Belm
37. Seine Schmiede betrieb Fritz Lietemeyer nicht in seinem Wohnhaus,
sondern in einem unmittelbar an der Ecke LindenstraßejKarl-Adams-Weg stehenden kleinen
Fachwerkhaus. 1911 bis 1929 war dieses Gebäude an den aus Hitzhausen gebürtigen Schmied
Theodor Stahmeyer verpachtet, der im gegenüberliegenden Haus Karl-Adams-Weg 2 (später:
Menke) wohnte. Auf dieser alten Aufnahme blieken wir von Nordwesten auf die Schmiede und
können links hinter dem Gebäude den Giebel der alten Zigarrenfabrik an
der Lindenstraße 47 gegenüber der Tischlerei Helmich erkennen. Nachdem Theodor
Stahrneyer 1929 das Haus des Schuhmachermeisters Landwehr an der Lindenstraße 52 gekauft
hatte, wurde die alte Schmiede um 1930 abgerissen.
Bensheim
51 Warenhaus und Zigarrenfabrik Th. Seehaus in Schwanheim
Bei der Berufs- und Gewerbezählung im Jahre 1895 war Schwanheim ein Bauerndorf mit
Handwerksbetrieben und Handelsfirmen, die sich am Bedarf der ländlichen Bevölkerung
orientierten. Es gab eine Zigarrenfabrik, in der damals sechs Personen
beschäftigt waren, Der Begriff Warenhaus im heutigen Sinne paßt nicht zu dem
Schwanheimer Warenhaus um die Jahrhundertwende. Es handelte sich hier um ein Geschäft, in
dem die verschiedensten Waren, die man gewöhnlich im Dorf benötigte, zum Verkauf
angeboten wurden. Noch bei der Volkszählung 1925 war die Landwirtschaft der
vorherrschende Erwerbszweig der Schwanheimer Bevölkerung.
Biebertal
40. Rodheim um 1930. Inzwischen hat unser Dorf die 2000-Seelen-Grenze
überschritten, es ist zum Luftkurort avanciert, was aber durch die sich abzeichnende
Wirtschaftskrise nicht zur Geltung kam. Nach Gießen zu hat sich das Dorf bis zur
Schmitter Gasse und zum Biebertalbahnhof ausgedehnt, so daß der Fotograf nur noch die
Hälfte dieser Straße erfassen konnte. Am rechten Bildrand, mit dem kleinen Giebel in der
Mitte des Daches, ist die Zigarrenfabrik Joh. Balth. Noll zu sehen. Links
oben stehen die 1874 von Bücking (aus Gießen) erbaute dritte Zigarrenfabrik
und das Anwesen des Zimmermeisters Karl Michel. Vor der Zigarrenfabrik
das Haus des Grubenangestellten Zimmer.
Biebertal
59. Vor der alten Zigarrenfabrik J.B. Noll in der Marburger
Straße , an der Stelle der heutigen Volksbank.
65. Unterdorf mit dem Dünsberg; am rechten Bildrand die ehemalige Zigarrenfabrik
im Jahre 1930, heute Wohnheim für Asylbewerber.
Biebertal
7. Zigarrenmacherinnen der Firma Rinn & Cloos der Filiale Frankenbach
mit ihrem Werkmeister Ernst Gruber 1932. Für Frankenbachs Frauen und Mädchen war zu
dieser Zeit die Arbeit in der Zigarrenfabrik fast die einzige
Verdienstmöglichkeit.
Bockenem
3. Die Gastwirtschaft 'Zum Alten Amtshaus' erhielt ihren Namen in der Zeit
nach 1850. Am 1. Oktober 1852 nämlich wurde im damaligen Königreich Hannover eine
Justizreform in Kraft gesetzt und entstand das Amt Bockenem. In Ermangelung geeigneter
Räumlichkeiten richtete man es zunächst in der Gastwirtschaft Friedrich Dormeyer (Ecke
SchlangenwegIWasserstraße) ein, und zwar im ersten Geschoß das Richterzimmer, in der
Parterre die Haftzellen, in dieser Funktion die Gerichtsbarkeit betreffend. Da die
Räumlichkeiten aber bald zu klein wurden, ergriff man die Gelegenheit, nach dem Großen
Brand des Jahres 1847 einen Platz in der Königstraße, nämlich die vormalige Tabakfabrik
Giesecke (das spätere Amtsgericht) zu kaufen. Als die obenstehende Aufnahme um 1900
gemacht wurde, firmierte das Gebäude längst wieder als Gastwirtschaft. (Museum
Bockenem.)
4. In der Aufnahme aus dem Jahre 1925 steht links das Brauergildehaus und als
übernächstes das Amtsgericht. Das erstere bestand sowohl als Versammlungsstätte der
Bockenemer Brauer als auch als Brauhaus. Das Anwesen des späteren Amtsgerichts dagegen
hatte man um 1800 als Tabakfabrik (G.A. Giesecke Erben) gebaut; ein
Unternehmen mit etwa 15 Beschäftigten, in dem unter anderem Zigarren hergestellt wurden.
Zusammen mit den umliegenden Gebäuden wurde es beim Großen Brand vom 9. auf den 10.
April 1847 eingeäschert. Aufgekauft dann von der zuständigen Landesbehörde richtete man
auf dieser Stelle das Bockenemer Amtsgericht ein; im linken Flügel die Richterwohnung, im
rechten das Gericht, dass mit der Gebiets- und Verwaltungsreform des Jahres 1974
aufgelöst wurde und mit seinen Aufgaben und Zuständigkeiten nach Hildesheim kam. (Museum
Boekenem)
Boizenburg
21 In der Reichenstraße 7 befand sich der Tabakwarenladen von Johannes Sass
(1 87 11948). Die Werbeschilder machen das deutlich. Vor dem Ersten Weltkrieg verdienten
in dem damals 4 239 Einwohner zählenden Boizenburg fünfzehn Bürger ihren
Lebensunterhalt als Zigarrenmacher. Weitere fünf stellten Zigarren her und bezeichneten
sich als Zigarrenfabrikanten. Sie waren jedoch keine Fabrikanten in
heutigem Sinne. Auch Kautabak war damals sehr beliebt. Der Ladenbesitzer Sass sitzt hier
mit seinem Nachbarn Pelzer auf der Bank vor dem Laden.
24 Im Haus Markttorstraße 10 hatte der Zigarrenmacher Georg Stamer Werkstatt und
Geschäft. Auf der Ansicht aus dem Jahre 1913 steht der Handwerker mit seiner Familie und
seinen Gesellen vor einem der typischen Leitungsmasten mit einer Straßenlaterne. Am
linken Bildrand befindet sich die Villa Krey. Laut Einwohnerverzeichnis sind im Jahre 1928
neben Stamer noch acht Zigarrenmacher in der Stadt ansässig. An der Hauswand befindet
sich noch heute der Hinweis 'Zum Freibad' an der Elbe. Es war ein beliebter Wanderweg
dorthin.
Borna
1. Die Fliegeraufnahme aus dem Jahre 1934 zeigt den historisch gewachsenen
Stadtkern Bornas mit dem Rathaus aus nordwestlicher Richtung. Nennenswert sind heute nicht
mehr vorhandene Häuser hinter dem Rathaus. Dieses Gebiet, welches links von der
Brauhausstraße und rechts von der Wassergasse begrenzt wurde, hieß im Volksmund
'Hasenwinkel'. Bekannte Geschäfte wie die Sattlerei Richard Bauer, die Zigarrenfabrik
Franz Haugk, die Schuhmacherei Stelzner, die Dachdeckerei Theodor Miehall und viele andere
hatten dort ihre Niederlassung. Auch Handarbeiter der naheliegenden Firma Weidmüller
wohnten hier. Rechts im Hintergrund können wir schon die Häuser der Altstadt-Borna
erkennen. (Trinks& Co., G.m.b.H., Leipzig.)
Bovenden
43. Im Jahre 1737 wurde erstmals in der Bovender Feldmark Tabak angebaut und
seit jener Zeit bis 1945 behielt dieser eine wirtschaftliche Bedeutung. Mehrere Zigarrenfabriken
entstanden im Laufe der Zeit. Die bedeutendste war die Firma E. Löwenthal (von 1858 bis
1927). Zeitweise wurden zirka zehn Millionen Zigarren pro Jahr in Handarbeit gefertigt.
Das Foto zeigt eine Zigarrenwicklerin am Wickeltisch.
Bredeney
58 Der Baldeneyer Berg oberhalb des Hauses Baldeney mit seinen bekarmten
Ausflugszielen 'Heimliche Liebe', 'Ruhrblick' und 'Schwarze Lenc' wurde besonders am
Wochenende von den Ausflüglern und Spaziergängern stark besucht. Das veranlaßte auch
die Bewohner des Fachwerkhauses Baldeney 15, die Familie Kruthoff, eine Milchbude mit dem
romantischen Namen 'Zum Rosengarten' aufzustellen. Es gab Bonbons, den 'Böninger
Kautabak' und das Glas Milch für fünf Pfennige. Das alles in den wirtschaftlich
schwierigen Jahren 1923-1925.
Bredstedt
28 Im Jahre 1898 übernahm Bruno Preisler die Bredstedter Tabakfabrik
mit damals nur zwei Beschäftigten. Er baute sie mit neuen Methoden zum modernsten Betrieb
in Bredstedt aus. Zeitweise waren hier über zweihundert Menschen tätig. Es gab kaum eine
Familie in Bredstedt, von der nicht mindestens ein Mitglied bei PreisIer beschäfngt war.
Ältere Bredstedter können sich noch daran erinnern, daß täglich mehrere mit Paketen
hochbeladene Karren durch die Stadt zum Nachmittagszug geschoben wurden. Tabak und
Zigarren wurden von Bredstedt aus nach ganz Deutschland versandt. 1957 wurde die Tabakfabrikation
eingestellt. Das Wohnhaus ließ Bruno Preisler 1911 neu erbauen.
Breisach
49. Rheintor. Als Breisach nach dem Westfälischen Frieden 1648 eine
französische Stadt geworden war, ließ Ludwig XIV. die Festung nach allen Seiten hin
erweitern und verstärken. An der Stelle des alten Rheintores entstand um 1670 das
dreigeschossige barocke Rheintor. Der Durchgang von der Rheinbrücke zur Stadt konnte
durch schwere Tore geschlossen und durch Fallgitter gesichtert werden. Das Bauwerk ist als
ehemaliger rechtsrheinischer Brückenkopf Frankreichs und als repräsentative
Eingangspforte zur Stadt nach der Rheinseite hin architektonisch reich gestaltet. Es hat
monumentalen Charakter und ist ein Kunstwerk von bedeutendem Rang. Das Rheintor diente
abwechselnd der Torwache als Unterkunft, es war Militärlazarett, Kaserne, Mietshaus, Zigarrenfabrik,
Tapetenfabrik, Armenhaus und Museum.
Brühl
29 Die Uhlstraße im Jahre 1907 von der Tiergartenstraße aus gesehen. Auf
der rechten Seite befindet sich die 'Cölner Consum Anstalt', die Zigarrenfabrik
Löw, die Metzgerei Johannes Edmund Lenzen, das Haus Pfeiffer und das Modegeschäft
Fußel: Ebenfalls im Blick befinden sich die Drogerie und das Kolonialwarengeschäft von
Heinrich Lauten. Im linken Bildbereich ist der Salon des Friseurmeisters Kaus sichtbar.
Und auch die Gaststätte 'Zur Ewigen Lampe' ist im Hintergrund an ihrem spitzen Turm
deutlich zu erkennen.
Burgsteinfurt
4. Oben: aus anderer Sicht zeigt uns diese Luftaufnahme von 1930 einen
weiteren Teil der Stadt. Wir erkennen die Bergstraße und die im Zweiten Weltkrieg
zerstörten Häuser, unter anderem rechts, am Eingang zur Schulstraße, die Wirtschaft
Elkmann, dann 'Bucks Hof, den späteren Hof tho Gempt mit den ihn umrahmenden Häusern,
die Wirtschaft Sutermann und die Veltrup'sche Besitzung und links das inzwischen auch
verschwundene Haus Regelmeier. Am Ende der Steinstraße lugt noch der ehemalige Gasthof
zur Krone, die heutige Besitzung Uppena, hervor, und ganz rechts erhebt sich das damalige
Amtsgericht. Am unteren Rande sieht man noch die damalige, inzwischen auch abgebrochene
Kohlenhandlung Ebbing. Unten: beliebt waren einmal gerahmte Bildkompositionen dieser Art.
Die Bildmitte wird von einer großflächigen Darstellung eingenommen, in diesem Falle
durch einen Panoramablick von der Prümer'schen, später Rottmann'schen Windmühle. Das
gesamte, damals noch als Ackerland genutzte Gelände im Vordergrund ist inzwischen restlos
bebaut. Das Gebäude ganz links gehört zur 1817 gegründeten Rotmann'schen Tabak- und Zigarrenfabrik.
Weiter rechts erkennen wir das alte Gymnasium, das Alte Rathaus, das Amtsgericht und die
Große Kirche. Umrahmt wird dieses Bild von Ansichten aus dem Park Bagno, vom Schloß, vom
Markt und vorn alten Gymnasium.
Burgsteinfurt
25. Hier zeigt sich uns das Rathaus als der Mittelpunkt der Stadt und als
markantestes Bauwerk des Marktes einmal aus anderer Sicht. Diese Aufnahme aus der Zeit um
1900 läßt deutlich erkennen, daß sich hier seit 1857 doch so allerhand getan hat. Jetzt
säumt ein breiter Bürgersteig den Markt, und die an das Rathaus anstoßenden Gebäude
haben inzwischen ihre Fassaden wesentlich geändert. Rechts, an der Abzweigung der
Steinstraße, steht noch das Haus der Firma Leffmann und Sohn, die hier einen vielseitigen
Handel und eine Tabak- und Zigarrenfabrik unterhielt. Die breite,
kunstvoll gestaltete Haustür dieses ehemaligen Fachwerkhauses fällt dabei besonders ins
Auge.
Cainsdorf
Im Jahr 1856 wurde die 'Erzgebirgische Societätsmüllerei, -bäckerei und
-brauerei' gegründet. Die moderne Bäckerei (Knetmaschinen, Steinkohlenfeuerung) konnte
damals täglich 1600 Brote backen! Trotzdem gingen beide Betriebe ein und nur die 1858 in
Betrieb gegangene Brauerei wurde am 1. Oktober 1868 von der Zwickauer Braugenossenschaft
bis 1913 weitergeführt. Paul Kreisel aus Bockwa erwarb die Brauereigebäude, in denen auf
den Steinkohlenschàchten arbeitende kriegsgefangene Franzosen untergebracht waren. Paul
Ring kaufte das Objekt im Jahr 1917, stellte Sauerkraut, Kunsthonig und Wurst her. In
vermieteten Räumen arbeiteten die Porzellanbrennerei der Keramischen Werke und die Zigarrenfabrik
Ernst Grundmann. 1926 richtete dann der neue Besitzer Karl Möbius die Gurkeneinlegerei
und Sauerkrautfabrik ein.
Calbe
65 Manche Calbenser betätigten sich früher in den Wintermonaten als
'Zigarrenmacher' , die in eigener Regie oder in Lohnarbeit tätig waren. Die bedeutendste Zigarrenfabrik
in Calbe war die van Gottlob Nathusius in der Ritterstraße 2, wo eine ganze Reihe von
Lohnarbeiterinnen beschäftigt war. Verschiedene Zigarrenmacher blieben aber selbständig,
wie August Engler in der Schloßstraße. Neben eigenen Produkten verkaufte er auch
Zigarren großer Firmen. Er hatte offenbar den Spezialvertrieb der Zigarrensorte
'Jasmatzi'.
Calau
38. Im Handelsregister des Amtsgerichts Calau finden wir die Eintragung:
'Carl Krause, Tabakgroß- und Kleinhandel, Calau, Schloßstraße 26.' Bemerkenswert ist
daß die Zigarrenfabrik Krause sich unter anderem mit ihrem beliebten Finalprodukt 'Die
echte Calauer' Zigarre marktmäßig bis nach dem Zweiten Weltkrieg behauptete. Eine zweite
Calauer Zigarrenfabrik war die des Fabrikanten Rudolf Harnisch in der Cottbuser Straße
32; sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Colditz
39. Stadteinwärts blicken wir in die Tiergartenstraße. Unsere Vorfahren
nannten sie ursprünglich Preinitzgasse. Sie verband das unterhalb gelegene Schultor mit
dem oberen Tiergartentor im östlichen Vorstadtbereich. Das Foto von 1930 zeigt im
Hintergrund die Stadtkirche St. Egidien, im Vordergrund die beiden Häuser der Zigarrenfabrik
Rüdiger. Das größere von ihnen wurde 1730 von Thomas Ranft für den Colditzer
Amtsmaurer Johann David Schönfeld erbaut. Das Haus ist das einzige Barockgebäude der
Stadt, an dem sich architektonische Zierformen eindrucksvoll erhalten haben. Seit November
1938 ist hier das Städtische Museum Colditz untergebracht; eine gern und vielbesuchte
heimatgeschichtliche Institution, die bereits 1874 von Bürgermeister Johannes Müller
gegründet worden ist.
Detmold
134. NS-Propaganda an der Geschäftsstelle der Lippischen Landes-Zeitung in
der PaulinenstraBe (Nummer 14) um 1933. Die Gebäude der ehemaligen Brüggemeyerschen Tabakfabrik
an der Ecke zur Luisenstraße (heute Bielefelder Straße) - die aus dem 18. Jahrhundert
stammende Firma existierte seit 1930 nicht mehr - wurden damals von der Meyerschen
Hofbuchdruckerei als Druck- und Verlagsgebäude genutzt. Um 1960-1963 entstand auf dem
Gelände das Geschäftsgebäude der ehemaligen Kreissparkasse Detmold, das 1973/74
wesentlich erweitert wurde; heute befindet sich dort die Hauptgeschäftsstelle der
Sparkasse Detmold.
Dillenburg
58. Was waren das doch damals noch Zeiten! Ganz gemütlich konnte man an der
Ecke Post-Hindenburgstraße (ehemals Bahnhofstraße) über die Fahrbahn gehen. Noch war
kein Auto zu sehen, das die Fußgänger zwang, diese Kreuzung springend zu überqueren.
Nur ab und zu kam ein Pferdefuhrwerk oder ein Ochsengespann vorbei. Auf der linken Seite
der alten Bahnhofstraße sehen wir das ehemalige Hotel Neuhoff, eines der besten
Gasthäuser unserer Stadt. Rechts im Vordergrund können wir das Haus Zintgraf erkennen.
Das langgezogene Gebäude in der Mitte der Bahnhofstraße, heute Emmighausen/Ulrici,
gehörte ehemals zur Tabakfabrik Johann Daniel Haas.
Dillenburg
59. Geradezu idyllisch wirkt die untere Bahnhofstraße, unsere heutige
Hindenburgstraße, auf uns. Auf der linken Seite sehen wir das einstige Tabaklagerhaus der
Firma Johann Daniel Haas. Die Fabrik war ein beachtliches Unternehmen, dessen Erzeugnisse
im ganzen Land verbreitet waren. Von den vielen Tabaksorten sind unter anderern besonders
die Namen 'Meister Lampe', 'Alter Hollander' und 'Portoriko' bekannt. Ein angenehmer Duft
lag in der Umgebung, wenn die Beize für den Kautabak, welche aus getrockneten Zwetschen,
Johannisbrot, Kandiszucker, Lakritz und Rum bestand, angesetzt wurde, Vielen Dillenburgern
wird noch das Warenzeichen der Tabak- und Zigarrenfabrik in Erinnerung
sein: Ein mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzender Haase, der eine lange Pfeife
raucht, Auf der rechten Bildseite sehen wir das Café Paul Beutter, das spätere Hotel
Lindenhof.
Dingelstädt
43. Als erstes Unternehmen eröffnete der Kaufmann Robert Nelz eine Zigarrenfabrik.
Anfänglich waren zwanzig Arbeiter und 1915 bereits zweihundert Arbeiter beschäftigt.
Filialen wurden in Hüpstedt, Haynrode und Kreuzebra eröffnet. Das dreistöckige
Fabrikgebäude in der 'Wilhelmstraße' entstand Anfang des 20. Jahrhunderts.
Dingelstädt
69. Das Zentrum der Zigarrenfabrik des Eichsfeldes liegt in
Dingelstädt. Neben der Nelz'schen Zigarrenfabrik war es vor allem die
Firma Neumann, die in den umliegenden Gemeinden zahlreiche Filialen eröffnete. 1922 zog
die Firma Neumann in das Gebäude in der Birkunger Straße ein. Neben der
Zigarrenproduktion werden heute auch Zigaretten hergestellt.
Duisburg
56. Ebenfalls an der Düsseldorfer Straße gelegen war der Böninger Park.
Er wurde früher vom Dickelsbach durchflossen, der dort einen Teich bildete, an dem die
Böninger Mühle lag. Der Park erstreckte sich und erstreckt sich auch noch heute in etwas
veränderter Form von der Düsseldorfer Straße im Osten über die Johanniterstraße im
Westen bis zur Heerstraße. 1921 erwarb die Stadt Duisburg den Teil des Park es westlich
der Johanniterstraße und 1937 den Rest östlich davon. Er war der Bevölkerung als
Erholungsgebiet freigegeben und wegen seines schönen Baumbestandes und der vielen
angelegten Wegen sehr beliebt. Heute ist der Dickelsbach umgeleitet, der Teich
zugeschüttet, doch laden Wege und Ruheplätze immer noch zum Spaziergang ein.
57. Die im Böninger Park am Teich und Dickelsbach liegende Wassermühle hieß nach den
letzten Besitzern Böninger Mühle. Sie stammte aus dem 13. Jahrhundert und gehörte
ursprünglich den J ohannitern, einem geistlichen Ritter- und Mönchsorden, der in
Duisburg ein Kloster und die Marienkirche besaß. Doch bereits 1271 verkaufte er die
Wassermühle und im 18. Jahrhundert ging sie in den Besitz der Familie Böninger über,
die sie zu einem Sommersitz ausbauten. 1794 stellten sie einen Teil der Mühle einigen
Malern aus Düsseldorf als Bleibe zur Verfügung. 1924 befand sich in ihr die erste
Duisburger Jugendherberge. Im 2. Weltkrieg fiel sie den Bomben zum Opfer.
58. Im Gelände des Böninger Parks, genau: Düsseldorfer Straße Nr. 210 stand das
'Böninger Schlößchen', Ernst Böninger legte am 19.4.1883 den Grundstein dazu und bezog
es ein Jahr später. Es stand bis zur Zerbombung im Oktober 1944 und diente zuletzt seit
1938 dem Duisburger Konservatorium. Man erkennt die Stelle, an der das Haus einst stand,
noch heute an dem kleinen Hügel im Park und daran, daß die Parkgärtner des Böninger
Parks noch heute seinen Keller als Abstellraum für ihre Gartengeräte benutzen. Die
Bauschuttmassen sind als Anhöhe darüber gewölbt und mit Grünanlagen versehen.
Duisburg
59. Die Düsseldorfer Straße, die an ihren Nordanfang an der Königstraße
zunächst gewichtige Bauten wie die Börse, die Reichsbank und die Rheinische Bank
aufwies, und durch die die Straßenbahnschienen nach Düsseldorf verliefen, bot in ihrem
südlichen Teil vor der Einmündung der Heerstraße Platz für die Errichtung von
villenartigen Wohnhäusern. Aber auch Parkanlagen, wie der Böninger Park, reichten an sie
hier heran. Vor 1771 hieß sie übrigens 'Musfeldweg'. In der Nähe der Kremerstraße lag
auch eine Fabrik an ihr. Es war die Baumwollspinnerei von Gustav Goeters. Sie war 1854 in
Betrieb genommen worden und beschäftigte im Jahr 1900 immerhin 150 Kräfte.
62. Auf den Grunewald zu verläuft die Heerstraße. An ihr entwiekelten sich eimge
Fabriken. So die hier auf einer Geschäftskarte dargestellte Firma August Gähringer,
Fabrik und Großhandel für technische Fette und Öle. Spezialitäten werden angeboten.
Hinter der Fabrik, links oben im Bild ist die Heerstraße zu erkennen, links im Bild ist
der Dickelsbach zu sehen, der von hier zur Böninger Mühle weiterlief. Vor den Gebäuden,
in der Bildmitte führt die Königgrätzer Straße entlang. Das Wohn- und Geschäftshaus
im kleinen Kreis befindet sich heute noch an der Ecke Königgrätzer Straße, Heerstraße,
ist aber abbruchreif. Einige der alten Fabrikgebäude stehen auch noch im Hinterhof. Die
Firma geht jetzt den alten Geschäften in kleinem Umfange nach.
Eppingen
Rechts: Das Kegelfoto aus 1931 im 'Ratskeller' zeigt überwiegend andere und
jüngere Gesichter, hintere Reihe, von links: Oberlehrer Hitz, Bankdirektor Philipp
Vielhauer, Dentist askar Demme, Kaufmann Johannes Peter (Fa. L. Hochstetter),
Konditormeister Hermann Schäfer (Café), Textilkaufmann Hermann Bergdolt (1884-1959),
Hermann Dörr (Zigarrenfabrik Kurzenberger & Kirsch),
Reg.-Vermessungsassesor Keek, Friseurmeister Karl Lang, Kaufmann Arthur Frank
(Landesprodukte, 1936 nach USA), Gewerbelehrer Mannewitz, ein junger Kollege von ihm. Vorn
Kegelpräsident Ludwig Zorn ('Papa'), Uhrmachermeister Otto Hofmann, Professor Dr. Velten
und praktischer Arzt Dr. med. Hermann Reimold.
Eppingen
26. Den Verschönerungsverein (gegründet 1881) führte 1914 der
Großherzogliche Oberförster Schaier und stand zugleich dem Kriegerverein vor, während Zigarrenfabrikant
Karl Jost im Veteranenverein den Vorsitz führte. Es spielte in den zwanziger Jahren die
Eppinger Volksbühne, und die Ortsgruppe Badische Heimat unter dem rührigen und hoch
geachteten Gewerbeschulvorstand Erich Haible besorgte zugleich die Volkshochschule. 1924
bestand ein Schachclub und ein Hausbesitzerverein und 1924/25 trat unter Leitung des
Tierarztes Dr. Fritz Hecker der Reiterverein in Erscheinung. Um die Stadt aus der
Isolierung heraus zu führen und ihr Geltung zu verschaffen, veranlaßten Sattlermeister
Karl Stroh alt und Kaufmann Nathan Marx 1929 die Gründung des Verkehrsvereins, zu dessen
1. Reinhold Zorn und 2. Vorsitzenden Marx gewählt wurden. Reinhold Zorn betrieb die
Gründung des Schwimmbadvereins 1930 und wurde dessen immerwährender Vorsitzender. 1932
wählte die ADAC-Ortsgruppe Gutspächter Jakob Gebhard, und die Kraichgau Flugvereinigung
wurde gegründet. Der Turnverein von 1865 ist mit seinen vielen Abteilungen, auch für
Kinder, der größte Verein der Stadt. Oben: Turnerinnenausflug 1920 nach Rohrbach, wie
sich das früher gehörte mit männlichem Begleitschutz. Von hinten links: Karl Zaiss,
Ernst Ehrlich, Karl Wieser (mit Stehkragen), Gust'Elser, Schmitt (von auswärts); Gmelin
sen., Emma Zaiss ('Eichbaum'), Berta Schmelcher (Vorstadt), Willy Schmelcher (später
Saarbrücken), Karl Blösch (Zigarrenfabrik); Elise Morlock, Erna Zaiss
(später verheiratete Gem, führte als Kriegerwitwe noch lange allein und resolut den
elterlichen 'Eichbaum' weiter), Lydia Hutter, Berta Diefenbacher, und?
Finsterwalde
43. Mit der Entwicklung des Tuchmachergewerks hin zur Industrialisierung
erlebte in Finsterwalde die Zigarrenfabrikation einen raschen Aufschwung.
Viele der einst selbständigen Tuchmacher stiegen in dieses neue Gewerbe ein, das durch
den großen Anteil der Handarbeit zunächst wenig Investitionen erforderte. 1855 wurde in
der Stadt die Zigarrenfabrikation aufgenommen, und schon 1900 zählte man
hier 1100 Zigarren- und Tabakarbeiter in nicht weniger als 52 Fabriken (1910). Dabei war
die Zigarrenfabrik von Lortz ein 'Großunternehmen'. denn die meisten
Fabrikanten besaßen als Belegschaft nur die eigene Familie und wenige, meist weibliche
Arbeitskräfte.
Frankenberg
46. Das Justizamt Frankenberg mit Sachsenburg siedelte 1845 von der
Sachsenburg in das neugebaute Justizamt, neben dern Rittergut gelegen, über. Vorher gab
es in der Stadt nur eine Nebenstelle. Das 'Alte Amtshaus' , den älteren Bürgern noch als
solches im Sprachgebrauch bekannt, befand sich damals am Markt Nr. 4, dem späteren
Grundstück der Zigarrenfabrik Wacker. Ab 1856 wurden die Justizämter
als Gerichtsämter bezeichnet. Hinter dem Königlichen Amtsgericht befand sich das
städtische Gefängnis. So mancher Raufbold oder Landstreicher mußte hier bei Wasser und
Brot seine Zeit 'abbrummen'.
Gebrüdern Richter, Richter & Schieck,
Schieck & Sohn, Hunger & Jakob, Wacker, Paul Lungwitz Nachfolger
Frankenberg
59. Die Frankenberger Zigarrenindustrie verdankt den Gebrüdern Richter aus
Hainichen ihr Entstehen. Sie errichteten im Jahre 1842 eine Zigarrenfabrik
in der Stadt. Später war diese Firma auch unter Richter & Schieck und Schieck &
Sohn bekannt. Erinnert sei auch an die Firmen Hunger & Jakob, Wacker und Paul Lungwitz
Nachfolger. 1916 bestanden in Frankenberg 29 Betriebe der Zigarrenindustrie mit 1601
Arbeitern, darunter 13 Kleinbetriebe unter 15 Arbeitern. Viele arbeiteten in Heimarbeit,
besonders Frauen. Im Jahre 1900 errichtete die Tabakarbeiter-Genossenschaft m.b.H. in der
Lerchenstraße eine Zigarrenfabrik. 1934 erlosch diese Firma mit etwa 20
Arbeitern und das Objekt wurde Truppführerschule, später Lazarett.
Frankenberg
55. Christian Gottfried Vogelsang baute um 1811 eine Spinnerei, damals auf
den Fluren hinter der Neustadt, an der heutigen Robert Schramm Straße. Es mögen
ursprünglich vier bis sechs Spinnereimaschinen gewesen sein, zuletzt waren fünf
Spinnerinnen und fünf Spinner beschäftigt. Dem Unternehmen war jedoch kein Glück
beschieden und so wurde das Haus verkauft und für acht Weberfamilien eingerichtet. In
selten guter Eintracht, so berichtet die Chronik, haben diese Weberfamilien zusammen
gelebt und gearbeitet. 1855 kaufte das Grundstück die Zigarrenfabrik
Hunger & Jacob, denen das Gebäude jedoch als Produktionsstätte bald zu klein wurde
und sie deshalb ein neues Objekt, gegenüber der Gaststätte 'Kaisersaal' errichteten.
Hunger's Gäßchen erinnert heute noch an diese Firma. 1863 kaufte die Stadt das Gebäude
und errichtete darin ein Armenhaus, das bis 1923 genutzt wurde.
Frankenberg
57 Nach einer Zeitbeschreibung aus dem vergangenen Iahrhundert: 'Ging man
die Chemnitzer Straße hinaus, so war beim Benedix'schen Restaurant (später 'Ballhaus
Kaisersaal' , zuletzt Speisesaal der Barkas- Werke Frankenberg), die Stadt zu Ende.
Gegenüber standen damals noch nicht die stattlichen Häuser der späteren Firma Hermann
Hunger (Zigarrenfabrikation) auch nicht das Haus zuvor von der späteren
Firma Schmidt & Pfitze (Seidenwarenfabrik). An dieser Stelle standen kleine, zum Teil
baufällige sogenannte Drescherhäuser, die zum Gut Neubau (Rittergut-, heute Stadtmuseum)
gehörten und eine enge Gasse bildeten.
Frankenberg
60 In der sogenannten Rotfarbe trafen drei Ortschaften zusammen,
Frankenberg, Gunnersdorf und Niederlichtenau. Auf'Lichtenauer Flur gelegen die Aldorf'sche
Kattundruckerei, auf Gunnersdorfer Flur die nach 1870 gegründete Klein'sche Druckerei die
sich mit der Herstellung von Zigarrenwickelformen, Jalousien und Parkett beschäftigte.
Von 1905 an wurden in der Hauptsache nur noch Zigarrenkistchen gefertigt. Die Fabrik war
die bedeutendste Fabrik dieser Art in Sachsen, hatte über einhundert
Holzbearbeitungsmaschinen und schon Dampf- und elektrischen Antrieb. Diese Firma ging
schließlich in die Paradiesbettenfabrik Steiner & Sohn auf.
Freilassing
13. Das Kaufhaus Heinrich Leist war ein schöner Backsteinbau und befand
sich diagonal gegenüber der Marienkirche in Salzburghofen. Es mußte vor ein paar Jahren
einem neuen Wohnblock weichen. Leist war auch Kassierer der 1905 gegründeten
Darlehenskasse und Mitglied bei vielen anderen Vereinen. Nach seinem Tod 1918 übernahm
sein Sohn, der ebenfalls Heinrich hieß, das Geschäft. Er führte auch Kolonial-, Kurz-
und Tabakwaren und fuhr mit seinem Pferdegespann zu Verkaufsfahrten durch den Ort. Als
1926 das Geschäft in die Hauptstraße verlegt wurde, ging das Haus in den Besitz des
Franziskaner-Klosters über. Man durchbrach die Kellerdecke und schuf damit eine Turnhalle
für die Schule.
Freital
87. Die nach links weiterführende Poisentalstraße, geradeaus der
Dorfplatz, noch mit seinen alten Bauerngütern. Vorn links die seit 1864 existierende
Gastwirtschaft Herrmann. Mitte links der Gasthof, wahrscheinlich 1815 aus dem Umbau eines
alten Bauerngutes entstanden; ab 1883 ist er im Besitz von Völkner. Vorn Bäckerei und
Mühle - heute 'Kupferecke' Göhlert; weiter rechts (nicht auf dem Bild) befand sich die Zigarrenfabrik
von Ernst Starke. Im Hintergrund erblickt man den Wachtelberg (369,2 m). Niederhäslich
(1330 Wyndeschen Heselech) wurde 1915 nach Deuben eingemeindet und kam mit diesem 1921 zu
Freital.
Gelnhausen
Die engere Heimat reicht im Bild links von der Johanneskirche bis rechts zum
Schifftorturm und bietet sich als eine Partie des Kinzigtales in der Großeltern Zeit an.
Die Hanglage der Stadt wird deutlich vor Augen geführt. Die fernen Höhen des Spessarts
begrenzen den Blick nach Südosten, wo zwischenhinein die Gemarkungen von Altenhaßlau und
Höchst wie aneinandergeschmiegt liegen. Die Peterskirche ist noch Wohnhaus und
Mähler'sche Tabakmanufaktur. Der Bollenweg mit der langen Friedhofsmauer
des 1899 geschlossenen und bis 1947 nur noch in Familiengräber belegten Totenhofs bildet
die Grenze der Bebauung zu den Augärten hin. Die Lohmühle im Vordergrund ist, nach
Ausführungen Hufnagels, damals eine Filiale der Tabakfabrik Hosse Wwe.
in Hanau. Besiedlungsgeschichtlich kann sie noch als Abbau bezeichnet werden. Die alle
Bauwerke überragende Marienkirche hat immer auf die Stadt als einen Stand im alten Reich
wie Ricarde Huch schrieb - hingewiesen.
Gelnhausen
19. Im Gelnhäuser Schützengraben, Haus Nr. 5, findet die wandernde,
radelnde und wie auch immer reisende Jugend freundliche Aufnahme in der Niederlassung des
Deutschen Jugendherbergswerks, Die Leitung des Hauses steht in der Pflicht des
Landesverbandes Hessen e.V,, während für die sachlichen Mittel wie Bau und
Instandhaltung auch die Stadt und der Kreisausschuß Gelder zuwenden. Die Gemeinschaft der
Träger des Hauses hat im Jahre 1979 der Öffentlichkeit eine sanierte Herberge
übergeben. Der Sohn eines heimisehen Gerbereibesitzers, Außenhandelskaufmann Karl Emmel,
stiftete einst das Jugendheim im Schützengraben, das als Zigarrenfabrik
Seikel gegründet worden war.
Gießen
126 Zigarrenfabriken.
Durch die Tabakproduktion wandelte sich die Universitätsstadt zur Industriestadt. Die
ersten Fabriken wurden 1839/40 eröffnet. Die Zigarrenfabrik von Karl
Emmelius in der Marburger Straße war eine der ersten in Gießen. 1906 fabrizierten in der
Stadt und ihrer Umgebung über vierzig Firmen mit 4600 Arbeitern Zigarren, Rauch- und
Kautabak.
Glandorf
27. So schön sah noch vor 20 Jahren die Dorfstraße kurz vor der
Einmündung in den Tie aus. Obwohl die drei Gebäude einen recht unterschiedlichen Baustil
hatten, blieb die Harmonie des Straßenbildes erhalten. Das vordere Haus war das letzte
Überbleibsel der einstigen Pferdepostzentrale Glandorfs. Wegen der einem alten
Bügeleisen ähnlichen Form nannte man es 'Striekiesen'. Obwohl in Glandorf eine
Erhaltungssatzung baulicher Anlagen besteht, wurde es 1981 abgebrochen. Die beiden anderen
Gebäude waren schon zwölf Jahre zuvor dem Abbruchbagger zum Opfer gefallen. Für die
herrliche Tabakfabrik hatte sogar die Landeskonservatorin Frau
Poppe-Marquardt ihr Einverständnis gegeben.
28. Die alte Tabakfabrik, 1800 erbaut, mit reichem Schnitzwerk und
Malereien, sowie dem türmchenförmig ausgemauerten Giebeldreieck würde auch jeder
Altstadt zur Zierde gereichen. Das kunstvoll geschmiedete Eisentor leitete von dem
Fachwerkbau zu dem im Glandorfer Stil erbauten schlichten Gasthof über, von dem nichts
geblieben ist. Die Tabakfabrik wurde zum Abbruchpreis an das
Freilichtmuseum in Hagen in Westfalen verkauft, das zugleich Landesmuseum für Technik und
Handwerksgeschichte ist. Für uns Glandorfer ist es nur ein schwacher Trost, daß wir das
schönste Haus, das wir je hatten, dort besichtigen können.
Glandorf
55. Strahlt dieses Sonntagsnachmittagsbild nicht eine ruhige Gelassenheit
aus? Vater Heithaus in Sudendorf raucht seine Pfeife mit Marylandtabak aus der
Herbermannschen Tabakfabrik, das Viertelpfundpaket für zehn Pfennig.
Für die Frau und Tochter hatte man fürsorglicherweise zwei Stühle bereitgestellt. Sohn
Paul hat die beste Kuh aus dem Stal! geholt, und Sohn Wilhelm raucht seinen Mutz und sieht
gelassen in die Kamera des Berufsfotografen aus Osnabrück.
Goch
41 Auf dem Foto aus dem Jahre 1920 ist ein verfallenes Fachwerkhäuschen aus
dem 15. Jahrhundert zu sehen, daß achter de Muur zusammen mit zwei anderen schmalen
Häuschen in der Stadtmauer eingebaut war. 1938 wurde es sorgfältig abgetragen,
restauriert und im Museumsgarten am Markt wieder aufgebaut. Dort richtete der
Zigarrenmacher Theo Brauers eine Zigarrenwerkstatt ein und drehte
Zigarren, so daß das Gebäude im Volksmund Zigarrenmacherhäuschen genannt wurde. Viele
Bewohner der Stadt Goch und der umliegenden Orte versuchten sich teilweise mit recht gutem
Erfolg im 19. Jahrhundert mit dem Tabakanbau. Ab 1870 entwickelte sich in Goch ein Zentrum
der Tabakindustrie. Durch den Wandel der Art des Rauchens von Tabakpfeife
zur Zigarre entwickelte sich die Weberstadt für einige Jahrzehnte zur
Zigarrenmacherstadt. Die historische Stadtmauer, die beim Abriß der Häuser an der
Straße Hinter der Mauer freigelegt wurde, ist ebenfalls in den dreißiger Jahren
restauriert worden. Sie stammt von 1350 und ist mit ihren gotischen Bögen einzigartig am
Niederrhein.
47 Blick vom ehemaligen Voßtor auf die Gaststätte Zur Friedenseiche von Theodor Beaupoil
um 1910. Dieses Lokal lag an der Ecke Voßheider Straße / Weezer Straße. Es fiel mit dem
hübschen Fachwerkerker auf. Die Gaststätte dürfte um 1870 entstanden sein. Am 16.
Februar 1872 wurde vor dem Giebel des Hauses anläßlich des Kriegsendes 1871 eine
Friedenseiche gepflanzt und die Gaststätte danach benannt. Nach diesem Baum soll auch die
von hier nicht allzuweit entfernte Friedensstraße benannt worden sein. Die Arbeiter der
umliegenden Zigarrenfabriken und der Schuhfabrik Sternefeld sorgten um
1920 für den Umsatz von großen Mengen Schnaps, die durch eine kleine Öffnung nach
draußen gereicht wurden. An dat Rüttje (Durchreiche) blieb der Käufer anonym! Das Lokal
wurde 1955 umgebaut und zu einem Hotel erweitert. Neben den drei Bäumen links stand die Zigarrenfabrik
Planken. Dann folgen die Voßheider Straße und der Damm mit der Brücke der Boxteler
Bahn. In dem Gebäude rechts hinter der Friedenseiche wurden die Zigarren der Firma
Siemens gedreht.
Grimmen
7. Am Markt Nr. 4 hatte Otto Pahnke seinen Zigarrenladen. Otto Pahnke machte
in den zwanziger Jahren viel Reklame in der Grimmer Kreis-Zeitung, Sein Bruder Walter
Pahnke harte das Eckgeschäft gleich nebenan. Gewiß können sich unsere älteren Bürger
an Puppendocktor Pahnke erinnern. Er suchte auch ständig Echthaar für seine Puppen.
Übrigens befand sich die Zigarrenfabrik in der Langestraßse, auf dem hof des heutigen
Fernseh- und Rundfunkladens.
8. Am 5. Juli 1905 übernahm Arthur Kraehmer die ehemalige Filiale 'Foto Pankow
Greifswald' in Grimmen. Rudolf Kraehmer übernahm das Geschäft vorn Vater 1931-1972. Am
1. Januar 1973 ging das Geschäft an den Sohn Manfred über, der es noch heute führt.
Links sehen wir den Zigarrenladen von Robert Tietzer, der auch Schneidermeister für
Herremnoden war. Aus dem Fenster oben schaut Frau Luise Krämer und unten Frau Else
Krämer geborene Jühlich, Rechts ist das Haus von Kar! Joharmsen.
Grimmen
12 Blick auf dem Markt um 1937. Diese ungewöhnliche Aufnahme wurde vom Haus
neben der Apotheke gemacht. Auf dem Hof rechts hatte Otto Röpke seine Tabakfabrik.
Das Eckhaus, wo das Kaufhaus Ramelow Schaufenster gestaltete, wurde vor 1898 gebaut und
Kaisers Kaffeegeschäft im gleichen Stiel 1901 angebaut. Daneben das große Haus mit
dahinterliegendem Speicher gehörte dem Kaufmann Carl Dannenberg.
Gronau
31. Dicht zusammengedrängt bieten sich auch die Häuser in der Sûdstraße
um 1910 dar. Oft vereinigten sie Wohn- und Geschäftsräume unter einem Dach.
Demgegenüber waren die Werkstätten meistens in Nebengebäuden auf der Hofseite
untergebracht, die dann auch durch Nebeneingänge oder Toreinfahrten erreicht werden
konnten. Zwei typische Beispiele dafür sind die ehemalige 'Rauch-, Kau- und Schnupftabak,
Cigarren, Cigaretten Handlung von Wilhelm Zellmann' und der damalige Gramarische 'Bier
Verlag'. In den letzten Häusern dieser Aufnahme befand sich die Stellmacherei Paland, Der
vom Schmidt geführte Ackergaul im Vordergrund weist auf die Oschmannsche Schmiede hin,
die ebenfalls unter den letzten Häusern zu finden war.
Hammelbach
14. Der größte Teil der Hammelbacher Bevölkerung fand seinen
Lebensunterhalt in der Landwirtschaft und in verschiedenen Handwerksbetrieben. Zusätzlich
gab es noch eine Verdienstmöglichkeit in der Zigarrenfabrik. Als
Nebenbetrieb der Firma Strauss in Heppenheim wurde im Jahre 1900 in
Hammelbach eine Zigarrenfabrik gebaut. Am Anfang waren hier dreißig
Zigarrenmacher beschäftigt, deren Zahl sich später zeitweise bis zu einhundert Personen
erhöhte. In den fünfziger Jahren wurde der Betrieb stillgelegt. Das mit dem
Fabrikgebäude zusammenhängende alte Rathaus wurde abgerissen und das Fabrikgebäude in
ein neues Rathaus mit Freitreppe umgebaut. Das Bild zeigt den ehernaligen Arbeitsraum mit
meister Karl Stellrecht.
Herford
27. Auch an dieser Stelle der Radewiger Straße hat sich das Stadtbild in
den vergangenen Jahrzehnten gewandelt. Der Fotograf suchte sich 1920 als Standpunkt für
seine Aufnahme die Abzweigung Löhrstraße. Von links nach rechts erkennen wir die Häuser
Radewiger Straße Nummer 29, 27, 25 und 23. Nummer 29, im vorigen Jahrhundert von der
Familie Voltmann bewohnt, wurde 1940 abgebrochen. Die Familie Stedefeder betrieb im
Nachbarhaus etwa 150 Jahre lang eine sogenannte Tabakspinnerei (Fabrikation von Rauch- und
Kautabak). Die Fassade des Hauses ist durch Einbau einer Schaufensterfront stark
verändert. Das hoch aufragende 'Fürstenau-Haus' daneben hat seinen Charakter bis heute
bewahrt.
Herford
104. Am 18. Oktober 1902 konnte das Elektrizitätswerk der Stadt Herford am
Schulwall eröffnet werden. Es diente den Bürgern jedoch nur wenige Jahrzehnte. Bereits
1925 wurde es vom Elektrizitätswerk Minden-Ravensberg übernommen. Unsere Ansichtskarte
aus der Zeit um 1905 zeigt einen Bliek vom Schulwall auf das Stauwehr des E-Werkes, das in
die Bowerre eingebaut war. Dahinter sind die jetzt abgebrochenen Gebäude der Zigarrenfabrik
Böckelmann und ganz im Hintergrund der abteiliche von Beaufort'sche Hof, die ehemalige
Bürgerschule, zu erkennen.
Heuchelheim
4. Ebenfalls um 1896 machte sich L. Scharfe's Druckerei in Wetzlar um
Heuchelheim verdient: eine Chromolithographie (farbiger Steindruck, mit verschiedenen
Farbplatten hergestellt) zeigt Motive, auf die man sicherlich stolz war: die stattliche
alte Dorfkirche, die Zigarrenfabrik von Busch und Mylius (1899 ging sie
an die Firma Rinn und Cloos über) und das 1894 erbaute Rathaus in der Brauhausstraße.
Die inzwischen abgerissene Gastwirtschaft von L. Kröck in der Brauhausstraße und ein
Stückchen von der Lahn runden das Bild ab.
7. Noch heute gehen viele Heuchelheimer 'auf den Windhof' arbeiten, obwohl die Gebäude,
die einst den Namen Windhof trugen, seit 1957 endgültig verschwunden sind. Ein führender
Hersteller von Kunstkohle- und Sintermetallerzeugnissen, seit 1918 hier ansässig, hatte
den Erfordernissen der Neuzeit Rechnung getragen: an Stelle des vertrauten Turmes wurde
ein viereckiger Funktionalbau errichtet. Bis 1897 hatte der Windhof das obige Aussehen.
Eine bewegte Vergangenheit lag seit 1810 schon hinter ihm: Gasthof, Mensurstätte, Zigarrenfabrik
in wechselndem Besitz und Tod des Wirtes Muth infolge einer Schlägerei zwischen Bauern
und Studenten.
Heuchelheim
24. Daß Heuchelheim lange Zeit als ein reiches Dorf galt, dürfte zum
großen Teil ein Verdienst der seit 1895 hier ansässigen Zigarrenfabrik
R & C sein. Das Einzugsgebiet der Mitarbeiter ging und geht weit über Heuchelheim
hinaus. Produktionsstätten, ehemals auch in Thüringen beheimatet, haben sich bis nach
Westfalen ausgebreitet und sorgen für den guten Ruf des einst umsatzgrößten Zigarrenherstellers
Deutschlands. Der abgebildete Verwaltungsbau existierte in dieser Form seit 1917. Bauliche
Veränderungen, 1933 vorgenommen, bestanden bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Die
Zerstörung durch Fliegerbomben machten einen Neubau nach 1945 erforderlich.
Heuchelheim
69. Oben: Die Zigarren der Heuchelheimer Firma R & C kennt jeder
Raucher. In dem rechten Radfahrer wird aber kaum jemand den Begründer dieser Firma,
Ludwig Rinn vermuten: Die Radtour nach Metz nimmt ihm niemand ab. Hier hat er sich mit
seinem Freund, dem Bautechniker F.W. Kreiling einen Scherz erlaubt: die Reise fand in
Heuchelheim statt und der Wegweiser ist retuschiert. Das rechte Fahrrad könnte ein Opel
Niederrad Typ 'Blitz' sein, wie es ab 1888 gebaut und für 375 Mark verkauft wurde, Die
Fußrasten an den Vorderradgabeln zeigen, daß diese Räder noch keinen Freilauf hatten.
(Aufnahme vor 1900.) Unten: Dem Gründer der Zigarrenfabrik R & C
sagt man äußerste Sparsamkeit nach. Zeitweise habe er die Dienste der Biebertalbahn für
die Rückfahrt vom 3 Kilometer entfernten Gießen verschmäht, um die 30 Pfennig Fahrgeld
zu sparen, und sei heimgelaufen. Sicherlich ein Gerücht, denn zumindest 1919 stand ihm
die repräsentative Adler-Limousine zur Verfügung, mit dem eigenen 'Schafför'. Der Mann
am Steuer (H. Mandier) hatte schon während des Ersten Weltkriegs einschlägige
Erfahrungen als Meldefahrer sammeln können.
70. Auch in Kinzenbach wurden Zigarren gefertigt. H. Kuhl richtete in der Bahnstraße im
ersten Stock seines Hauses eine Zigarrenfabrik ein, die nur aus zwei
Räumen und einem Lager in der Scheune bestand. Im Untergeschoß betrieb er eine
Kolonialwarenhandlung (untere Teil der 1928 geschriebenen Postkarte). Der Weiher (oberer
Teil) diente der Dorfjugend im Sommer als Badeteich. War das Gras zertrampelt (früher ein
schweres Vergehen), dann tauchte der 'Schetz' (Flurschütz) auf und verscheuchte die Meute
der Badenden mit seinem 'Steckelche', Auch zur Schafwäsche wurde der Weiher benutzt, Seit
1969 wird das Quellwasser, das ihn einst speiste, in einer Zisterne gesammelt; der Weiher
ist verschwunden.
Hille
46. So weit festzustellen war, ist dies wohl das erste Foto der Hiller 'Zigarrenfabrick'
Brune. Es stammt von 1894 und zeigt im Vordergrund (mit Bart und Tafel in der Hand) den
damaligen ersten Werkmeister Brune, rechts daneben mit dem Kind auf dem Schoß seine Frau,
Die Tracht, die alle tragen, kommt besonders auch bei den Frauen und Mädchen gut zur
Geltung. Das im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts hier aufgenommene
Zigarrenmachen spielte in jener Zeit im Leben unserer Heimat eine große Rolle. Es
brachte, wenn auch in bescheidenem Maße, das in die Häuser, was hier durchweg fehlte:
Geld! 'Dei Z'gahnmaokers (Zigarrenmacher) hebb jümmer Geld' war zu jener Zeit ein
geflügeltes Wort und auch ein zutreffendes.
47. In den zwanziger Jahren unseres Jahrhunderts gab es hier so etwas noch: die
Arbeitsgruppe einer dörflichen Zigarrenfabrik, in diesem Falle hier von
'Schütten Fabrik'. Handarbeit war damals in der Zigarrenanfertigung noch absolut
beherrschend. Es gab nicht nur die Arbeit in den verschiedenen dörflichen
Fertigungsstätten, es gab daneben eine umfangreiche und durchaus geschätzte
'Heimarbeit'. Es gab früher in Hille fünf Fertigungsstätten, in denen Tag für Tag
Zigarren hergestellt wurden, heute geschieht das hier in keiner mehr. Bemerkenswert ist
auf diesem Bild der Wandel, der sich hier gegenüber der früheren Aufnahme von 1894 in
der Kleidung, insbesondere der der Frauen und Mädchen, vollzogen hat.
Hockenheim
Die Franzosen brachten im 17. Jahrhundert den Tabak und den Spargelbau ins
Lande. Beide faßten in Hockenheim so Fuß, daß sie lange Zeit als Aushängeschild der
Stadt galten. Hockenheimer Tabakpflanzer, so vor allem Philipp David Schwab, der am
kaiserlichen Hof in Wien Vorträge über Wiesen- und Tabakbau hielt, verschafften
Hockenheim einen guten Ruf. Der Tabakanbau führte dazu, daß sich hier eine blühende Zigarrenindustrie
entwickelte. Durch die Mechanisierung der Zigarrenindustrie, das
Aufkommen des Zigarettenrauchens und die geringere Nachfrage durch den Verlust der
Absatzmärkte im Osten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Zahl der in dieser Sparte
Beschäftigten immer geringer. Bis zur Jahrhundertwende war Hockenheim auch
internationaler Sammelplatz von Aufkäufern des auf den Fluren der Rhein- und
Kraichbachniederung gewachsenen Hopfens. Von hier gingen in große Blechbüchsen verpackte
Hopfenballen nach England und Frankreich.
7. Die gesamte Belegschaft der Hockenheimer Niederlassung der Zigarrenfabrik
Rieger & Co, Karlsruhe, stellte sich um 1900 vor dem Fabrikgebäude in der Karlsruher
Straße dem Fotografen. Als der Rückgang der Tabakindustrie zur
Schließung dieser Fabrik führte, kaufte die Stadt das Anwesen. Nach einem Umbau wurde es
in den dreißiger Jahren als Landwirtschaftsschule genutzt. Später, als diese Schule
aufgelöst wurde, wurden in dem Gebäude das Landwirtschaftsamt und wegen Schulraummangels
auch Schulklassen untergebracht. Anschließend, bis 1981, nutzte die hiesige
Bezirkssparkasse das Anwesen als zentrale Geschäftsstelle.
Hockenheim
67. Markanter Blickfang im östlichen Teil Hockenheims war und ist die
evangelische Kirche. Auf gleicher Höhe wie die Kirche steht rechts das evangelische
Pfarrhaus. Links am Bildrand ist das Gasthaus 'Zum Stadtpark' zu sehen. Kirche und
Pfarrhaus wurden im Stile des Neubarocks erbaut. Rechts hinter der Kirche zeigt die Karte
die Zigarrenfabrik der Großeinkaufsgesellschaft Deutscher Konsumvereine
mit Verwaltungssitz in Hamburg. Die Zigarrenfabrik, von den Hockenheimern
kurz 'GEG' genannt, nahm 1910 die Produktion auf; bereits 20 Jahre später waren dort 700
Personen beschäftigt, Die Postkarte wurde anläßlich des 25-jährigen Jubiläums der
evangelische Kirche herausgegeben.
Holle
62. Der Blick durch die Gärten am Wiesengrund und Heerberg eröffnet immer
wieder hübsche Ansichten. Obwohl die Holler Kirche keinen besonders hohen Turm besitzt,
ist er doch mit seiner gedrungenen Helmzier weithin zu sehen. Rechts sehen wir das von
Familie Mahnkopf nach dem Ersten Weltkrieg erworbene Haus.
63. Das Mahnkopfsche Haus am Heerberg in Holle war ein hübsches Fachwerkhaus. Hier ist
ein Familienfoto vor dem Hause. Rechts einer der Söhne in der Husarenuniform.
64. In diesem schönen alten Fachwerkhaus, das Familie Mahnkopf in Holle am
Heerberg nach dem Ersten Weltkrieg erwarb, richtete sie eine Zigarrenfabrik
ein. Für das Foto wurde eigens eine kleine Pause eingelegt. Es handelte sich um einen
reinen Familienbetrieb.
65. Hier ein Blick in den Arbeitsraum der Holler Zigarrenfabrik der
Familie Mahnkopf. Die Tapete an der Wand und die Lampe erinnern etwas an die
Gemütlichkeit der guten Stube. Die Urkunde an der Wand bezeugt geprüfte Fähigkeiten und
auf dem Tisch liegt der Stoff, der jedes Rauchers Herz höher schlagen läßt.
Illingen-Saar
2. Diese Aufnahme aus dem gleichen Jahr zeigt ebenfalls die Burgruine. Im
Hintergrund rechts befindet sich die 'Schmelze', in der früher Erz geschmolzen wurde.
Später befand sich dort eine Tabakfabrik.
Illingen-Saar
51. Dieses Haus wurde von der katholischen Gemeinde aufgekauft und zum
Pfarrheim umgebaut, nachdem es vorher ein Lebensmittelgeschäft und eine Tabakfabrik
beherbergt hatte.
Karlsruhe
15 Den Abschluß des Marktplatzes bilden das Gasthaus 'Zum goldenen Adler',
heute Hotel Kaiserhof, und links das Großherzogliche Badische Bezirksamt, heute
Landespolizeidirektion. Das Bezirksamt entstand in den Jahren 1896-1899 nach Plänen von
Josef'Durm. Früher stand hier die Tabakfabrik des ersten Karlsruher
Oberbürgermeisters Wilhelm Christian Griesbach. Der Neorenaissance-Bau, der sich gegen
die Weinbrennersche Bebauung des Marktplatzes abhebt, wurde schon von Zeitgenossen
vielfach kritisiert. Später, während der nationalsozialistischen Herrschaft, wurden hier
im Polizeipräsidium Gegner und Verfolgte des Regimes verhört und mißhandelt. Die
Karlsruher Juden sowie Sinti und Roma wurden von hier aus im jahre 1940 in
Konzentrationslager verschleppt.
Kenzingen
24. Karl Kern, 1922 Fahrer des ersten LKW in Kenzingen der
Lebensmittelgroßhandlung Lutz & Hug, eine der wenigen Firmen, die außer den Zigarrenfabriken,
in Kenzingen vor 1914 existierten. Die Gründung der Leiternfabrik 'Badenia' im Jahre 1906
gab Anlaß zur besorgten Frage: 'Was machener wenn alli Lit Leiderli hen? ' Dabei war
diese Frage gar nicht so komisch, heute würde man von der Übersättigung des Marktes
sprechen. Die mögliche Antwort: 'Man muß sich eben etwas einfallen lassen' ist nicht
verbürgt.
25. Die BremerZigarrenfabriken (um 1910) ist heute
'Gottlieb-Markt' und war 1685 Dienstgebäude des Österreichischen Amtmanns Freiherr von
Ehrenfels. Die Bremer Zigarrenfabriken war mit den Zigarrenfabriken
Neusch und Schindler vor den Kriegen die Hauptverdienstquelle der Kenzinger
Arbeiterschaft. Die Ansiedlung anderer Industrien wußte man lange, in Übereinstimmung
mit der Bürgerschaft zu verhindern, weil man am Ort kein Proletariat und jedenfalls auch
keine Konkurrenz wollte. Unter dem Renaissanceportal steht der personifizierteDirektor
Schäfer, links daneben sein Expedient, Kaufmann Kaase.
Kirchlengern
Die Zigarrenindustrie konnte um etwa 1870 Fuß fassen und
erblühte zu einem bedeutenden Gewerbezweig. Dank der Tatkraft des Kreistagsabgeordneten
und Zigarrenfabrikanten Gustav Heinecke gelang es, den Kreistag davon zu
überzeugen, daß als Standort für das neu zu gründende Kraftwerk die Gemeinde
Kirchlengern bestimmt wurde. Das 1909 gegründete Werk ist seither ständig gewachsen und
versorgt als Elektrizitätswerk-Minden-Ravensberg GmbH heute ein Gebiet, das die Kreise
Herford, Minden und Schaumburg-Lippe umfaßt und im Verbund der INTERARGEM Spitzenlasten
für das Gemeinschaftskraftwerk Veltheim/Weser fährt. In der Folge nahmen auch die
Dienstleistungen unverkennbar zu. Im Jahre 1919 wurde das eigenständige Amt Kirchlengern
gegründet.
7. Am südlichen Dorfausgang Kirchlengerns kreuzt die Bahn die Lübbecker
Straße, von der die Bahnhofstraße kurz hinter der Elsebrücke nach Osten hin abzweigt.
Ursprünglich noch Feldweg wurde sie nach dem Bau der 'Überlandzentrale' verbreitert und
mit einer Schotterdecke und einem Bürgersteig versehen. Unser Bild stammt aus dem Jahre
1910. Auf der rechten Seite ist der Bahnhof mit dem Güterschuppen zu sehen. Ihm
gegenüber auf der linken Seite erkennt man das Gebäude der Zigarrenfabrik
Heinrich Steffen, gegründet 1870 (heute Pharmazie Preßl). Im Hintergrund erscheint nur
wenig sichtbar der Gasthof 'Zum Bahnhof Heinrich Rabe'. Der Plankenzaun im Vordergrund ist
heute einer lebenden Hecke gewichen.
8. Als am 21. Dezernber 1855 die Bahnlinie Löhne-Osnabrück eingeweiht wurde, hatte man
auch in Kirchlengern eine Haltestelle eingerichtet; zunächst in Form eines kleinen
Schalters, wie glaubwürdig berichtet wird. Um 1870 etwa - das Haus trägt die Nummer 142
entstand das hier abgebildete Gebäude mit einem kleinen Anbau für den Umschlag der
Bahngüter. Dieser erhöhte sich aber sehr bald durch die Versandkisten und Pakete der Zigarrenfabriken
um ein Vielfaches, so daß man sich gezwungen sah, den Güterschuppen nach Osten hin zu
erweitern. Heute hat der Bahnhof für den Ort nicht mehr die alte Bedeutung; die meisten
Sendungen wurden vorn Kraftverkehr übernommen. Rechts im Bild: Einer der ersten
Linienbusse der Firma Brunshus.
Kirchlengern
51. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nahm - neben Bünde -
auch in Kirchlengern die Zigarrenindustrie ihren Aufschwung. Große Bekanntheit errang der
Name Kirchlengern in der Folgezeit vor allem durch die Herstellung von Zigarillos. Theodor
Heinecke, Gründer der gleichnamigen Zigarrenfabrik im Jahre 1870, wagte
sich als einer der ersten auf dem Markt an die Produktion kleiner Zigarren ohne Kopf. Der
Name 'Zigarillo' wurde zu einem Begriff in Fachkreisen und mit ihm die Firma Theodor
Heinecke, alsbald die größte Spezialfabrik für Zigarillos in Deutschland mit zeitweise
bis zu 1 500 Beschäftigten. Unser Bild zeigt die Herstellung von Hand in der Fabrik oder
'Bude', wie man sie damals nannte, nach einem Gemälde aus dem Jahre 1889.
52. Die Zigarrenfabrikation in Kirchlengern stand unter einem
glücklichen Stern. Sie nahm ihren Anfang sinnigerweise im Standesamt, das damals noch im
Bürogebäude der Firma Heinecke untergebracht war und dessen Amtsgeschäfte gleichzeitig
von Theodor Heinecke als Standesbeamter wahrgenommen wurden (siehe amtliches Wappen
zwischen den Fenstern). Um die gleiche Zeit gründete auch Heinrich Steffen seine Firma in
der Bahnhofstraße gegenüber dem Bahnhof, und 1926 hatte Kirchlengem immerhin 13 Betriebe
aufzuweisen. Unser Bild wurde 1895 aus Anlaß des 25jährigen Jubiläums aufgenommen und
zeigt in der vordersten Reihe als vierten von rechts den Gründer Theodor Heinecke mit
seinem Sohn Gustav (dritter von rechts) und Werkmeister Heinrich Nolte (fünfter von
rechts mit Bart).
53. In fröhlicher Runde hatte der Sohn von Werkmeister Grofemeier die Idee, eine Zigarre
herzustellen, die die größte auf der Welt sein sollte. Gesagt, getan - man ging an's
Werk und in der Zeit von einem Vierteljahr entstand dieses Ungeheuer von Zigarre in der
Filiale der Firma Kessing & Thiele auf dem Hüller unter der Leitung von Werkmeister
August Brömmelhörster. Heute ist diese einmalige Leistung der heimisehen
Zigarrenindustrie im Kreisheimat- und Tabakmuseum zu Bünde aufbewahrt und zu besichtigen.
Unser Bild zeigt rechts neben der Zigarre Werkmeister und Filialleiter August
Brömmelhörster und links neben ihr als Urheber Julius Grofemeier.
Kirchlengern
62. Eine Aufnahme aus dem Jahre 1911. Man blickt vom 'Ziegenbrink', heute
Lönsweg, auf den östlichen Teil der unteren Gemeinde, gesehen etwa von den heutigen
Besitzungen TödtmannHomburg. In der Mitte ragt der 60 Meter hohe Schornstein der
'Überlandzentrale' wie ein Zeigefinger in den Himmel und davor erkennt man den Gasthof
August Kollmeier. Rechts neben dem Werk sind die Zigarrenfabriken
Haubrock, Büscher und Gerkinsmeier sichtbar und ganz links im Bild, am Weg in die Lohe,
erkennt man noch das Dach des Hauses Stoffregen, heute Domizil des gleichnamigen
Omnibusunternehmens. Im Vordergrund steht das alte Fachwerkhaus der Ww. Windmann und davor
die Besitzung Brinkmann-Möhle. Neben der Eiche stehen die Besitzungen von ehedem
Scherzer, FolIe und Rührup.
Kreuzau
18. Das Kriegerdenkmal. 1921 wurde auf einer Insel im Fabrikteich ein
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aufgestellt. Bei Kranzniederlegung
wurde einfach ein hölzerner Steg über den Teich gelegt und als Brücke benutzt. Die
Figur auf dem Denkmal stellte den Heiligen Georg auf dem Pferd dar und wurde im Volksmund
gern als das 'Böninger Männchen' bezeichnet. Dieser Name stand in Zusammenhang mit einem
vielgerauchten Tabak gleichen Namens, der auf der Verpackung ebenfalls die Darstellung
eines Reiters mit Pferd zeigte. Mancher der alten Kreuzauer ist schon in jugendlichem
Übermut auf das 'Böninger-Pferdchen' hinauf geklettert. Das Denkmal wurde im Zweiten
Weltkrieg zerstört und bei einer späteren Begradigung des Teiches entfernt.
Langenselbold
22. Landstraße nach Ravolzhausen. (Heute Neuberg.) Das Bild zeigt uns die
Stelle der Häuserbrücke, die 1903 errichtet wurde. Die Pappeln wurden im Zweiten
Weltkrieg gefällt und die Brücke selbst gesprengt, um den Feind (Ami) aufzuhalten. Die
Brücke liegt im ehemaligen Ortsteil Hausen. (Hausen = wohnen, sich aufhalten.) In der
Mitte des Bildes ist vor der evangelischen Kirche die ehemalige Zigarrenfabrik
Ziesing in der Rotehohl mit ihren Dachaufbauten zu sehen.
Lengerich
32. Im Haus Bielefeld/Brockhoff/Kartlücke in der Altstadt entstand 1860 die
2. Tabakfabrik in Lengerich. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die
Produktion eingestellt. Bis in die sechziger Jahre erfolgte ein Kleinverkauf von
Tabakwaren, bis 1968 im Wege der Altstadtsanierung an dieser Stelle eine große moderne
Apotheke gebaut wurde.
Lehrte
27. Ein beliebtes Objekt für Fotografen um die Jahrhundertwende war das
Denkmal an der Masch. Kinder fanden sich bald, die als Statisten mitwirkten, sogar der
Küster - Schnupftabak nehmend war zufällig in der Nähe. Im Hintergrund das ehemalige
Wohnhaus des Müllers der Molsen Mühle, die in der Nähe des Güterbahnhofs stand. Die
Hofstelle gehört heute Alfred Bähre, sie hatte die Hausnummer 33.
Lehrte
24. Im Jahre 1912 bekamen der Sedanplatz und die Straße zu der alten
Unterführung ihr erstes Kopfsteinpflaster mit den 'Katzenköpfen'. Das Luftschiff 'Hansa'
schwebte an diesem schönen Sommertag, dem 18. August 1912, über der Stadt. Im Haus
Bildmitte betrieb Wilhelm Böjer eine Zigarrenfabrik; er verkaufte auch
Kau- und Schnupftabak. Später übernahm William Linde das Geschäft. Im Hintergrund,
jenseits der Bahnlinie nach Braunschweig und Berlin, sind die Bahnbedienstetenhäuser an
der Germaniastraße zu sehen.
Lehrte
77. Eines der beliebtesten Fotoobjekte ist immer wieder, auch aus
verschiedenen Perspektiven, die Straße an der Unterführung gewesen, wie diese Karte aus
dem Jahre 1898. Am linken Bildrand das Haus des Sattlers E.A. König, dahinter die
Buchbinderei von Karl Block, der dort sein erstes Geschäft eröffnet hatte. Später
übernahrn Fritz Linde das Geschäft und betrieb einen Tabakladen. Im Hintergrund die
Zuckerfabrik. Die Baulücke zwischen den beiden Häusern rechts bebaute Zahnarzt CH.
Stolte.
Lehrte
65. Ein Bild, wie es für diese Zeit typischer nicht sein könnte: Schon die
Jungen sehnten sich danach, es ihren Vätern zumindest im Spiel der Brauchtumspflege
gleich tun zu können. Auf diesem Bild sind Heinz Lampe, Fritz Linde, Franz Bade und
Hermann Gott zu sehen, wie sie als zehn- und elfjährige Lehrter Jungs im Jahre 1927 das
Zeremoniell spielen (von links). Doch die so schnittig ausschauenden Helme sind nur aus
Pappe und dienen zudem der Werbung für die damalige Zigarettenmarke 'Josetti'. Das Bild
ist vermutlich am Sedanplatz aufgenommen, wo der Vater des hier posierenden Fritz Linde,
William Linde, ein Tabakwarengeschäft unterhielt. Sohn Fritz wurde später Ratsherr
seiner Heimatstadt. Der hier im Jugendbild zu erblickende Franz Bade war der spätere
Senator der Stadt Lehrte. Im Zusammenhang mit dem Schützenwesen ist die
'Senator-Bade-Scheibe' bekannt, die immer noch jährlich ausgeschossen wird. Und der
Bruder des abgebildeten Hermann Gott, Hubert Gott, hat heute selbst eine Chronik über das
Schützenwesen in Vorbereitung.
Leisnig
51 'Industrie und Romantik' nannte der Fotograf sein um 1920 entstandenes
Foto. In der Tat bilden die alte Burg auf dem Felsen hoch über der Mulde und die davor
liegenden Häuschen des Schlossberges mit den beidseitig des Muldenufers beheimateten
Industriebetrieben einen starken Gegensatz. Aber gerade dieser Kontrast von Altstadt und
Industrie ist - wie auch an anderer Stelle schon beschrieben - für Leisnig so typisch.
Die Leisniger Industrie war zu jener Zeit nicht unbedeutend, eine Industriestadt aber war
Leisnig trotzdem nie. Zu erwähnen sind vor allem fünf Tuchfabriken, zwei
Kratzenfabriken, eine Schaft-, eine Waagen- und eine Zigarrenfabrik,
mehrere Stuhlbauereien, drei Eisengießereien und Maschinenbauanstalten sowie zwei
Mühlen.
Neuenkirchen
12. Das sogenannte Albers'sche Haus, Hauptstraße 12 (früher
Dorfbauerschaft 4), war bis um 1841 von den Gebrüdern Reekers bewohnt, die Leinenhandel
mit Holland betrieben. Danach zog der Kaufmann Bernd Bruning dort ein, der mit seiner
Familie von Amsterdam zurückkam. Er ließ das Haus umbauen und befaßte sich ebenfalls
mit dem Handel von Leinengeweben. Außerdem richtete er eine Hauptagentur ein. 1849
meldete er das Gewerbe ab. Nach den Unterlagen im Gemeindearchiv ist dann Heinrich Albers
der nächste Besitzer. Er arbeitete zeitweise bei der Firma L. Albers & Laer, Tabakfabrik,
und starb im Jahre 1916. Im Zuge der Verbreiterung der Hauptstraße, verbunden mit der
Anlegung von Parkplätzen, ist das Gebäude von der Gemeinde gekauft und abgerissen
worden.
Neuenkirchen
46. Ursprünglich befand sich in diesem Haus am Kirchplatz eine Schmiede,
die von Joseph Schwarte betrieben wurde. Seine Enkelin Maria Anna Elisabeth heiratete den
Schuster Gerhard Kershen; nach dessen Tod den Schuster Bernhard Schütte aus Vennhaus. Das
Foto zeigt das Haus vom Kirchplatz aus in Richtung Emsdettener Straße. In dem sich links
anschließenden Gebäude wohnte vor 1813 die Familie Bernhard Hermann Rohling. 1847
beantragte die Firma Hermann Ve1tman den Abriß und stattdessen die Errichtung eines
einstöckigen Fabrikgebäudes. 1862 war hier die Tabakfabrik Friedrich
Terbrüggen & Comp. untergebracht. 1895 bat der Schmiedemeister August Brügge um die
Genehmigung zur Einrichtung einer Schmiede. Nach Aufgabe der Werkstatt erfolgte wiederum
ein Umbau. 1937 zog hier die Kreissparkasse ein. 1970wurden die Räume aufgegeben und es
folgte eine weitere Umgestaltung. Heute befindet sich in dem Haus ein Textilgeschäft.
Neuenhaus
14. Gegenüber dem alten Rathaus in der Hauptstraße ist noch heute das 1750
erbaute sehr schöne Giebelhaus, eine Zierde von Neuenhaus, zu sehen, In ihm wohnten
zunächst der Posthalter Jan Lucas Schey und nach diesem verschiedene Harger. Heute ist es
ein Geschäftshaus. Das hinter diesem Haus liegende Gebäude mit dem großen Holzgiebel,
links im Bild, hat wohl ursprünglich landwirtschaftlichen Zwecken gedient, bis es von der
Familie Harger als Tabakfabrik eingerichtet wurde. Die Tabakfabrik
besteht nicht mehr, auch das Gebäude, in dem sie untergebracht war, ist abgebrochen. Die Tabakfabrikation
wurde nach auswärts verlagert, nachdem sich die Familie Harger mit einer anderen Firma
verbunden hatte.
Neulußheim
2. Diese Ansichtskarte, um 1910 hergestellt, konnte man in der Restauration
'Zum Bahnhof' kaufen. Das Gasthaus wurde anno 1871 von Jakob Engelhorn erbaut und 1880 von
Franz Heinrich Thorbecke, der in der Bahnhofsstraße eine große Zigarrenfabrik
betrieb, für 5 000 Mark ersteigert. Peter Schneider, ehemaliger Werkführer der
Thorbeckschen Fabrik übernahm 1889 das Lokal, das bis dahin an die Brauerei Seitz aus
Schwetzingen verpachtet war. Eine seiner Töchter, Barbara, heiratete später Hermann
Daub. Das Ehepaar Daub betrieb die beliebte Restauration bis Ende der zwanziger Jahre.
Neulußheim
74. Zigarrenfabrik von Heinrich Riemann, Ecke Friedrich-
und Bahnhofsstraße. Die Aufnahme entstand im Herbst 1910 und zeigt von links Fabrikant
Heinrich Riemann, seine Ehefrau Greta mit ihren Kindern Marga, Annemarie und Alfred, sowie
die Nachbarskinder Barbara und Lina Hochbrugger.
75. Zigarrenfabrik Johann Ludwig Reiner (Jolur), erbaut 1897 in der
St.-Leoner-Straße, heute evangelisches Gemeindehaus. Vor dem Eingang stehen von links:
die Arbeiter Philipp Kraus, Heinrich Rausch, Konrad Bühler, Fritz Scheck und Jakob
StadIer. Die drei mit den Formen von links sind: Jakob Kesselring, Michael Kern und Georg
Hagmann. Davor sitzen von links: Friedrich Stadier und Ferdinand Zahs.
76. Die Zigarrenfabrik von Konrad Scheck befand sich in der
Wingertstraße. Das Foto mit der Belegschaft entstand bereits im Jahre 1896. Rechts im
Bild ist der Eigentümer Konrad Scheck zu sehen. Die Kinder konnten zur Arbeit mitgebracht
werden und wurden nebenbei betreut. Später entstand an dieser Stelle die erste
katholische Kirche.
Neustadt in Holstein
32. Während im ganzen Mittelalter die Einwohner sich im Ackerbau,
Fischfang, Handwerk und Handel ihr täglich Brot verdienten, treten im 19. Jahrhundert
industrielle Tätigkeiten hinzu. Die Topographie von Schröder-Biematzki verzeichnete 1856
in Neustadt 'an Fabriken': '1 Seifensiederei mit Lichtgießerei, 1 Essigbrauerei, 4
Lohgerbereien, 1 Tuchmacherei und Wollspinnerei, 1 Tabacks- und Cigarrenfabrik,
1 Eisengießerei, 1 Salzsiederei, 1 Wattefabrik, 2 Wagenfabriken, 1 Lackfabrik, 1
Kalk-Brennerei, 2 Ziegeleien, 1 Fabrik von Baumwollen-Zeugen und 1 Liquerfabrik.' Die
Aufnahme aus dem Zeitraum 1874/1878 zeigt den Chef und die Mitarbeiter der 1846
gegründeten "Tabakfabrik mit Dampfbetrieb H.F. Meyer'.
Nordhausen
62 Der moderne Gebäudekomplex der Kautabakfabrik Grimm und
Triepel in der Grimmelallee, aufgenommen vom Königshof im Jahre 1935. Am 14. Juni 1849
gründete der Kaufmann Theodor Grimm auf einem Gelände an der Pfaffengasse eine kleine
Kautabak- und Zigarrenfabrik. Neun Jahre später kaufte sich Adolph
Triepel als Teilhaber in die Firma ein. Es entstand die Fabrik Grimm und Triepel. Nach dem
Tode Triepels ging die Firma im Jahre 1872 in den Besitz von Ferdinand Fäustel über. Als
dieser starb, erwarb der langjährige Mitarbeiter bei Grimm, Otto Kruse, diese Fabrik.
Unter Kruses Führung vollzog sich ein gewaltiger Aufschwung des gesamten Unternehmens. Um
die Jahrhundertwende arbeiteten bereits mehr als fünfhundert Mitarbeiter im Unternehmen,
der Betrieb war inzwischen in die Grimmelallee verlagert worden. Nach dem Ersten Weltkrieg
übertrug Kruse seinen beiden Söhnen Georg und Otto die Firma.
63 Stolz ließen sich die Fahrer der werkseigenen PKW mit Werbeaufklebern der Firma Grimm
und Triepel an den Wagentüren in der Karolinger Straße im Jahre 1935 vom Fotografen
verewigen. Mit diesen Fahrzeugen wurden Kunden in ganz Deutschland besucht, Verträge
abgeschlossen und kleinere Posten direkt ausgeliefert. 1924 beging die Firma zusammen mit
1200 Mitarbeitern ihr 75jähriges Jubiläum. Das Unternehmen entwickelte sich in der
Folgezeit zu einer der größten Kautabakfabriken Europas. Nach dem
Zweiten Weltkrieg wurde der Besitzer enteignet. In den Gebäuden siedelte sich ein
volkseigenes Unternehmen zur Herstellung von Telefonen, Münzfernsprechern und mobiler
Vermittlungstechnik an, das heute als Fernmeldetechnik GmbH existiert. Die Familie Kruse
ging nach Witzenhausen, gründete dort eine neue Firma Grimm und Triepel, deren
wichtigster Produktionszweig die Herstellung von Kunststofflaschen und Hohlkörpern ist.
Nordhausen
Nordhausen begeht 2002 seinen 1075. Geburtstag. Ein stolzes Alter, das nur
wenige deutsche Städte vorzuweisen haben. Das Antlitz der Stadt wurde durch Jahrhunderte
deutscher Geschichte geprägt. Mit ihren Mauern, Türme und Treppen, winkelige Gassen,
buntem Fachwerk und majestätischen Bürgerhäusern bot Nordhausen einst ein Bild stolzer
Schönheit - bis wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 3. und 4. April 1945
verwandelten unzählige Bomben die liebenswerte alte Stadt in eine Trümmerlandschaft, 8
800 Menschen verloren ihr Leben. Historisch Wertvolles war für immer verloren, 82 Prozent
aller Häuser wurden unbewohnbar, von den 109 Unternehmen (40 Spirituosenbetriebe, 6 Tabakfabriken,
21 Lebensmittelbetriebe und 42 Industriebetriebe) sanken 46 Prozent in Schutt und Asche,
von den Handwerksbetrieben blieben nur 40 Prozent und beim Handel nur 28 Prozent aller
Betriebe unversehrt. Mit dieser Schreckensbilanz stand Nordhausen an 7. Stelle unter den
zerstörten Städten Deutschlands.
Nordhausen
Alte Chroniken berichten von schwer beladenen Frachtwagen, die zu den Toren
der Stadt hinausrollten - von schwer beladenen Wagen, die aus den Dörfern der Umgebung
auf den Markt zogen. Seit 1075 Jahren ist das 'Korn' Lebens- und Reichtumsquelle der
Stadt. Sein Handel führte im 10. Jahrhundert zur Verleihung des Marktrechtes, seine
Verarbeitung förderte den Nordhäuser Gewerbefleiß und legte den Grundstock zu jener
blühenden Industrie, deren Erzeugnisse den Namen der Stadt in der Welt bekannt machten.
Waren es bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Branntwein- und Tabakindustrie,
die den Ruf Nordhausens begründeten, entwickelten sich nach dem Anschluss an das
Eisenbahnnetz 1866 weitere Industriezweige, die bald zu einem rasanten wirtschaftlichen
Aufschwung führten.
3 Karl Teichmüller an der Zorge, um 1915, im Hintergrund rechts die Kneiffsche Fabrik.
Otto Teichmüller hatte das Grundstück an der Salzaer Straße 2 im Jahre 1873 von seinem
Vater Carl Wilhelm erhalten, dessen Bauernhof sich in der Rosengasse 2 gegenüber der
Rosenmühle befand. Unter Einbeziehung der vorhandenen Scheune am Kurzen Feldchen
errichtete er einen ansehnlichen Bauernhof. Auf dem Teichmüllerschen Grundstück neben
dem Bauernhof entstand 1894 die Kneiffsche Tabakfabrik.
Athenstädt & Bachrodt, Berlin & Bona,
G.A. Hanewacker, Rudolf Hanewacker, C.A. Kneiff, F.c' Lerche, Georg Reddersen, Salfeldt
& Stein, Walther & Sevin und H. & R. Wittig
Nordhausen
19. Die Firmen Athenstädt & Bachrodt, Berlin & Bona, G.A.
Hanewacker, Rudolf Hanewacker, C.A. Kneiff, F.c' Lerche, Georg Reddersen, Salfeldt &
Stein, Walther & Sevin und H. & R. Wittig gründeten 1920 die Nordhäuser Tabakfabriken
Aktiengesellschaft, im Bild eine Aufnahme von 1920. Grund waren die drastisch gestiegenen
Preise für Rohtabake nach dem Ersten Weltkrieg, die für ein einzelnes Unternehmen
unerschwinglich waren. Mitte der dreißiger Jahre gründete diese Aktiengesellschaft eine Rauchtabakfabrik,
der sie die Firmenbezeichnung 'Nortag' (Abkürzung für Nordhäuser Tabakfabriken
AG) gab. Der Betrieb wurde der AG angegliedert, die zwischen 1927 und 1928 die Kautabakfabrik
am Hüpedenweg (jetzt Straße der Genossenschaften) baute, die von G.A. Hanewacker genutzt
wurde. Die Aktiengesellschaft hatte ihren Sitz in der Firma Athenstädt & Bachrodt in
der Kasseler Straße 5. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Betrieb am Hüpedenweg in
Volkseigentum überführt und nannte sich vorerst Nortag-Hanewacker, dann VEB Nortak
(Nordhäuser Tabak). Der Name blieb bis zur Wende 1990 bestehen.
Hugo Haschke, Adolf Reichenbach, Collenbusch,
Just, Schöttler
Oederan
65. Neben der Textilindustrie hatte sich in Oederan ab Mitte des 19.
Jahrhunderts auch die Zigarrenindustrie herausgebildet. Die Leipziger Firma Hugo Haschke
eröffnete 1912 in der Hainichener Straße 35 einen Zweigbetrieb. Haschke hatte zeitweise
über sechzig Beschäftigte, Über 50 Prozent waren Frauen. Weitere bedeutende Zigarrenfabriken
waren unter anderem die von Adolf Reichenbach in der Poststraße, die von Collenbusch, die
sich vor Haschke in der Hainichener Straße 35 befand, Just in der Frankenberger Straße 1
('3 Schwanen'), Schöttler in der Badgasse 6 und verschiedene Zigarrenfabriken
in der Chemnitzer Straße 17. Die meisten größeren Fabriken waren Filialen, deren
Stammwerke sich in Städten wie Döbeln, Leipzig und Dresden befanden.
Oederan
14. Stolz steht Schuhmachermeister Gustav Holle vor seinem schon 1863 einem
Schuhmacher gehörenden Haus in der Engen Gasse 17. Er ist einer von vielen Handwerkern
und Händlern, der sich in der aus 28 Häusern bestehenden Gasse eine Existenz aufgebaut
hatte. 1908 z.B. finden wir hier 1 Altwarenhändler, 2 Bäcker, 1 Barbier, 2 Fleischer, 1
Fuhrwerksbesitzer , 2 Getreidehändler , 2 Grün- und 2 Materialwarenhändler, 1
Schlosser, 1 Schmied, 5 Schneider(innen), 3 Schuhmacher, 1 Stellmacher, 2 Tischler sowie 1
Chenille- und 1 Zigarrenfabrik, 1 Strickerei, 1 Färberei und 2
Gastwirtschaften.
Oldenburg
24 Das Haus Schüttingstraße 13 hatte sich in der Farm, wie es nach dem
Stadtbrand von 1676 wieder aufgebaut wurde, bis 1903 erhalten. Vermutlich wurden dabei
ältere Bauteile wiederverwandt, denn die Fassade wies - wie auf dem Foto zu sehen -
typische Formen eines Fachwerkhauses vom Anfang des 17. Jahrhunderts auf. Die Windbretter
und Knaggen - gut sichtbar über und zwischen den Fensternwurden mit Kehlen und Wülsten
gearbeitet und die Knaggen zusätzlich volutenförmig gestaltet - ähnlich denen, die
heute noch am Degodehaus, Markt 24, zu sehen sind. Das Haus wechselte mehrfach die
Besitzer. 1874 wurde es von dem Schlachter Karthauer gekauft und blieb in dessen Familie
bis 1896. Auf der Ansicht, die vor dem Abriß im Jahre 1903 entstanden sein muß, sind die
beiden Schaufenster der Zigarrenfabrik von Hinrich Bohlen, die sich von
1877 bis 1896 in diesem Haus befand, zu sehen.
Orsoy
Neue Hoffnung brachte ein neuer Gewerbezweig, die Tabak- und
Zigarrenindustrie. Von 1851 an eröffnete ein Betrieb nach dem anderen, so daß um die
Jahrhundertwende fast 75% der Erwerbstätigen (411) in neun Betrieben Arbeit und Brot
fanden. Mit neuen Häusern und Faktoreien veränderte sich auch wieder das Bild der Stadt.
Wie schon die Tuch-, so prägte auch die Tabakindustrie ein Jahrhundert
lang die kleine Stadt. Ihre Ende kam in der Weltwirtschaftskrise und vor allem im Zweiten
Weltkrieg, der viele Wunden in das Antlitz Orsoys schlug. Seither ist Stille in der alten
Stadt, die nun stolz auf 700 Jahre wechselvoller Geschichte zurückblickt. Daß sie am 1.
Januar 1975 ihre kommunale Selbstständigkeit verlor , ändert nichts daran, daß sie
immer liebenswerte und geliebte Heimat sein wird.
6. Wenn man genau hinsieht, ist im Hintergrund der Rheingarten zu erkennen. Gegenüber der
Stadtmauer ragte ein schlichtes, weißes Häuschen weit in die Straße hinein. Ob es das
ehemalige Torwächterhaus war? Während man die Egerstraße (nächstes Bild) schon
ausgebaut hatte, lag der schmale Hafendamm mit den von den Abwässern gefärbten
Dreckstreifen noch unbefestigt da, Das baufällige Haus, in dem vorher Kutscher Stermann
wohnte, wurde um 1910 abgerissen. In der danebenliegenden ehemaligen Tabakfabrik
Bresser war später zeitweise das Konsum untergebracht.
Orsoy
27. Zu diesem Bild genügt ein Sprung über die Straße. Die alten Häuser
von der ehemaligen Tabakfabrik Kersken (neben der Präparandie) bis zur
Einmündung der Schulstraße in die Egerstraße stehen nicht mehr, Einige wurden im Krieg
zerstört, die anderen waren in so desolatem Zustand, daß sie Ende der sechziger Jahre
abgerissen wurden. Unser Bild aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zeigt, wie schön
diese Häuserzeile und vor allem das Eckhaus waren. Sie wäre es wert gewesen, restauriert
zu werden. Man mag einwenden, daß eine Restaurierung bei den meisten gar nicht mehr
möglich war und daß durch den Abriß der mittelalterliche Markt (?) wieder freigelegt
worden sei, schade bleibt es doch. Auf unserem Bild schellt gerade der Stadtbote
öffentliche Bekanntmachungen aus. Sie scheinen aber nicht sehr interessant zu sein, denn
kaum einer hört zu.
H. Kersken, Ketels & Hagemann, Landwehr &
Bresser, Kleine (vorher Kirking), Gebr. Bierhaus, Gebr. Kersten, Hugo Kersten, Wilsing
& Brückmann
Orsoy
40, Fast ein Jahrhundert (1850 bis 1950) lang bestimmte die Tabak- und Zigarrenfabrikation
das gewerbliche Leben in der Stadt. Als dieses Bild gemacht wurde (etwa 1910)
beschäftigten neun Betriebe 411 Mitarbeiter, das waren 75% aller Erwerbstätigen Orsoys.
Ihre Produkte verkauften sie zum großen Teil an Endverbraucher in allen Provinzen
Deutschlands. Das kleine Postamt hatte damals das größte Paketaufkommen im Kreis. Unser
Bild zeigt das Kontor und Lagerhaus der Firma H. Kersken an der Rheinstraße. Vorne in
Positur Briefträger Sieberg und ganz hinten das Kuhtor, Die Fabrikgebäude lagen
gegenüber. Wer erinnert sich noch an den Wagen mit offenenem Dach fûr Ausflugsfahrten?
41. Im Jahre 1927 florierten noch die Firmen Ketels & Hagemann, Landwehr &
Bresser, Kleine vorher Kirking, Gebr. Bierhaus, Gebr. Kersten, Hugo Kersken und Wilsing
& Brückmann, Mitte der fünfziger Jahre mußte die letzte von ihnen, Ketels &
Hagemann, nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs und unter dem Konkurrenzdruck der
Konzerne das Handtuch werfen. Die Zigarrenmacherei in der Firma Ketels & Hagemann mit
dem Meister Radhauer, aufgenommen 1936, erinnert an diese Aera.
Orsoy
15 Noch zwei Ehrenbürger: Tabakfabrikant Gerhard Bierhaus, geboren am 2. Mai 1865, gestorben am 28.
Februar 1934. Ehrenbürger:am5.Mai 1925.
Kommunalpolitiker und Beigeordneter Iohann Landwehr, geboren am 30. Ianuar 1870, gestorben
am 12. November 1947. Ehrenbürger: am 19. Dezember 1930.
Orsoy
43 Die Post
Oben: Nachdem die Post achtmal hat umziehen müssen, bekam das Kaiserliche Postamt 1905
einen schmucken Neubau am Friedrichsplatz. Dank der Tabakindustrie war
ein reichhaltiger Brief- und Paketumschlag.
Unten: Adieu - du gute alte Zeit. .. Die letzte Postkutsche wurde am 10. Juni 19 1 0
feierlich von den Herren verabschiedet:
49 Ketels & Hagemann
Eine der größten und ältesten Zigarren- und Tabakfabrik in Orsoy am
Südwall. (Reklame wurde dem Wirtschaftsführer Rheinland 1917 entnommen.) Als dieser
Neubau am 13 . November 1915 eingeweiht wurde, schrieb der damals in Orsoy praktizierende
Arzt Dr. Guischard ein Gedicht, das leider nur teils abgedruckt werden kann:
Kam ein flotter Bursche gegangen,
Ist mit Blättern braun behangen,
Nennt sich Prinz von Tabacus,
Gibt dem Röschen einen Kuss!
Und Orsoy wacht auf, gibt dem Prinzen die Hand,
Und Segen ergießt sich über das Land.
Und Fremde kommen und Fremde gehen
Aber nicht, um die Blüten im Mai zu sehen.
Sie bringen den Rohstoff, sie arbeiten mit,
Es mehrt sich der Wohlstand Schritt für Schritt.
Maschinen sausen, die Bahn wird gebaut,
An der Rheinwerft sich die Ladung staut.
Ein Zollhaus schließt sich an, und die Post,
Zu klein geworden, verlegt nach Ost.
Prinz Tabak, als kluger Mann, Schafft sich einen Hofstaat an:
Kirking, Kersken, Nöll, Wilsing, Bierhaus, Marke Tendering,
Allen aber läuft voran Firma Ketels & Hagemann
Nur das Gute bricht sich Bahn!
Ein Welthaus ist's, das die Firma gebaut,
Ein stattliche Heim, dem Tabak getraut!
Nicht fern mehr die Grenze von Holland liegt,
Schon sind Filialen gegründet, es fliegt Die Kunde von Orsoy durch alle Welt.
Das Röschen ist wach - Durch Prinz Tabak, den Held!
Größte deutsche Zigarren- u. Tabakfabrik mit unmittelbarem Versand an
den Verbraucher (gegründet 1892)
Hauptfabrik: Orsoy NdRh.
Filialfabriken: Adenau (Eifel), Ruwer und Pfalzel (Trier).
Eigene Licht- und Kraftzentrale
Eigene Postabferligung
Eigenes zollamtliches Lager
Hauptfabrik Orsoy NdRh.
Der direkte Bezug
Unter AusschalTung legticben Zwischenhandels bielel dcrn Reuener bei den gUnsTigsten
Zahlungsbedingungen den denkbar größten vorte!l. Unsere Fabrikate werden aus nur rein
uberseeischen Tabaken unter pèinllcher Beobecnrung der Reinlichkeit nach holländischer
Art, ohne on gesundheitsschädliche Beimischung, hergestellt.
Der Versand erfolgt an Herren, welche schon länger mit uns in Geschäftsverbindung stehen
oder deren Steüung uns Bürgscherr bteter (Bcamre. Pterrer, Ärzre. Lehrer. ünterbeerrue
usw.). eur Wunsch ohne Nachnahme eegen ein Ziel bis zu 2 Noneren. Beanstandete Ware nehmen
wir innerhalb 14 Tege nach Rechnungsdatum anstandlos auf unsere Kosten zurück.
Heuprpretsusre uber eine relchhalrige Ausweht in rein ubcrscelscben Zigarren im pretee ven
40,- bis 500,- RM. pro Mille rein uberscelschen peochtebaken imPreisc von 1,- bis 6,- RM.
pro prunë stèht gratis zur Verfügung.
Ketels & Hagemann, Orsoy N/Rh.
Orsoy
50 Gebrüder Bierhaus
Die Zigarren- und Tabakfabrik der Gebrüder (Gerhard und Peter) Bierhaus,
am Hafendamm gelegen, wurde 1894 gegründet. Das Foto unten zeigt die Villa Bierhaus 1907
mit dem Wegezollhäuschen, dem Rheingarten und dem Hafen im Vordergrund. Zu beachten sei
hier die Werbung, ebenso das Orsoyer Wappen auf der Tabakdose. Von der 3. größten Zigarrenfabrik
der Firma Kleine (Kirking) in der Kommandanturstraße sind leider keine Fotos vorhanden.
Oschersleben
H. F. Hauert, Zigarren-Fabriken, Oschersleben a. d. Bode.
Filiallabrik Hornhausen. - Spezialfabrikate.
57. Im Jahre 1880 wurde die Zigarrenfabrik H.F. Hauert gegründet. Sie
war der größte Betrieb für die Beschäftigung weiblicher Arbeitskräfte. Trotz ihrer
Qualitätserzeugnisse wurde sie 1970 zu einem Kleiderwerk umfunktioniert.
Osterholz-Schermbeck
20. Zu einem Großunternehmen mit dreihundert Arbeitern entwickelte sich die
Zigarrenfabrik Zülch und Nietzsche, deren Haus in der Bahnhofstraße 348
(heute Ecke Schillerstraße) um 1890 gerichtet wurde. Sie überstand zusammen mit der
Firma Zülch und Co. auch schwere finanzielle Krisen nach dem Ersten Weltkrieg, Es gelang
ihnen, umfangreiche Geschäfte mit den Balkanstaaten und England zu tätigen und so
Devisen in das Land zu bringen. Nachdem auch die meisten mittleren und kleinen Betriebe
Opfer einer katastrophalen Lage auf dem Tabakmarkt geworden waren, mussten beide Firmen im
Frühjahr 1932 ihre Fabrikation einstellen. In das Eckhaus zogen nacheinander der
Arbeitsdienst um 1934, später Arbeitsamt und Commerzbank.
Östringen
10. Ortsmitte Östringen 1899, aufgenommen anläßlich der Primiz von
Leopold Rothermel. Im Vordergrund links das Rathaus (heute Heimatmuseum), im Hintergrund
die Zigarrenfabrik Sieferer, im Vordergrund rechts die Gemeindewaage, und
an der Ecke Kirchstraße die Kreuzigungsgruppe, die später vor dem Pfarrhaus stand. An
den Hausfassaden sehen wir die erste elektrische Freileitung.
Östringen
55. Das Baugewerbe. Hier: 1895 beim Neubau der Zigarrenfabrik,
später Walter & Dietz, heute Kleiderfabrik Bleyle A.G. Lehrlinge mußten die Kübel
die Leiter hoch tragen. Man beachte auch Kleidung und Handwerkzeug!
56. Fabrikarbeiter 1908. In Östringen gab es insgesamt dreizehn große Zigarrenfabriken
mit insgesamt über eintausend Arbeiter(innen). Das Foto zeigt die Leitung von Walter
& Dietz in Östringen mit Reisenden, Angestellten, Sortierern, Zigarrenmachern,
Wickelmachern und Taglöhnern. Wie zu ersehen, waren auch vierzehn- bis sechzehnjährige
Kinder beschäftigt.
57. Zigarrenhersteller-Familienbetrieb Georg Obermaier in Östringen, 1920.
Regen
26. Schnupftabak wurde früher von jedem Kolonialwarenhändler als Rohtabak
geführt. Seine gebeizten Blätter waren zu zolldicken Stricken zusammengedreht und je
nach Geldbeutel konnte man sich ein kürzeres oder längeres Stück kaufen. Zu Hause wurde
dann der Rohtabak auf einern Brettchen fein hergeschnitten, in den irdenen 'Scherberi'
geschüttet und mit einern hölzernen Reiber mehlig gerieben, Als Zutaten wurden
gelöschter Kalk, Holzasche und eine Messerspitze reines Butterschmalz beigegeben. Das
Bild zeigt Franz Hof, wie er vor seinern Ofen in seiner armseligen Stube seinen
Schnupftabak reibt. An der Wand hängen ein Schüsselkorb und ein selbstgeflochtener
Moosbesen.
Regen
52. Als 'gstandnes Mannsbild' wurde früher nur derjenige respektiert, der
auch die gesellige Runde am Stamrntisch zu pflegen wußte. Bei einer frischen Maß Bier
vom Faß, einer guten Zigarre oder einer erfrischenden Prise Schnupftabak wurde über Zeit
und Ewigkeit sowie über alles Menschliche und Unmenschliche diskutiert und gewitzelt. Zu
einer solohen gemütlichen Runde am Kachelofen beim Gastwirt Peter Wittmann am Sand haben
sich folgende Herren eingefunden. Sitzend von links nach rechts: der Schiller Otto, der
Leid Schuster, der Schnitzbauer Xaver; stehend von links nach rechts: der Fotograf Xaver
Biller, die daneben stehende Person konnte nicht identifiziert werden, der Landwirt
Lohberger, der Postbote Köppl, die Arbeiter Köstlmeier und Johann Pravda. Die Aufnahme
stamrnt aus dem Anfang der dreißiger Jahre.
Rheinberg
Bei Rheinberg taten die Preußen ein übriges, indem sie den an die Stadt
vorbeifließenden Rheinarm (der Rhein hatte sich 1667 durch Eisgang und Hochwasser etwa
drei Kilometer weiter östlich ein zweites Bett gegraben) verlanden ließen. Da weder
Rheinberg noch Orsoy Handelsorte waren, fielen sie danach in die Bedeutungslosigkeit
kleiner Landstädtchen zurück. Orsoy, Borth und Budberg waren schon im 17. Jahrhundert
durch Erbfolge Brandenburg/Preußen zugefallen, während das kurkölnische Rheinberg erst
nach der Säkularisation preußisch wurde. Frühe Ansätze des Merkantilismus
beziehungsweise der Industrialisierung in Orsoy (im 18. Jahrhundert bedeutende
Tuchindustrie, im 19./20. Jahrhundert Tabakindustrie) haben sich nicht
bis in die Gegenwart erhalten, während sich Rheinberg vor allem im 20. Jahrhundert zu
einem bedeutenden Industriestandort (Chemie, Bitterlikör, Steinsalzbergwerk,
Stahlverarbeitung) entwickelte.
Rheinberg
Bei Rheinberg taten die Preußen ein übriges, indem sie den an die Stadt
vorbeifließenden Rheinarm (der Rhein hatte sich 1667 durch Eisgang und Hochwasser etwa
drei Kilometer weiter östlich ein zweites Bett gegraben) verlanden ließen. Da weder
Rheinberg noch Orsoy Handelsorte waren, fielen sie danach in die Bedeutungslosigkeit
kleiner Landstädtchen zurück. Orsoy, Borth und Budberg waren schon im 17. Jahrhundert
durch Erbfolge Brandenburg/Preußen zugefallen, während das kurkölnische Rheinberg erst
nach der Säkularisation preußisch wurde. Frühe Ansätze des Merkantilismus
beziehungsweise der Industrialisierung in Orsoy (im 18. Jahrhundert bedeutende
Tuchindustrie, im 19./20. Jahrhundert Tabakindustrie) haben sich nicht
bis in die Gegenwart erhalten, während sich Rheinberg vor allem im 20. Jahrhundert zu
einem bedeutenden Industriestandort (Chemie, Bitterlikör, Steinsalzbergwerk,
Stahlverarbeitung) entwickelte.
Rheinfelden-Baden
10 Der Vikar Joseph BueB machte im Taufbuch der katholischen pfarrei
Schönau den Eintrag, dass'am 18.Febr.1860 abends einviertel auf Sieben Uhr Rudolph
Albert, Sohn des Carl Vogel, Seiler und seiner Frau Clementine, geb. Rümmele, geboren und
van ihm am 20.02.1860 getauft wurde. Paten: Adolph Vogel, Seiler und die Tochter des
Drehers Catharina Rümmele.'Schreinermeister' nannte sich der Schönauer, als er am 25.
Oktober 1886 in Häg die Tochter des dortigen Schreiners, Wilhelmina Langendorf, geboren
am 25. März 1860, heiratete. Am 15. November 1890 erwarb Rudolf Vogel, Kaufmann, in
HausenRaitbach, BergwerkstraBe 42 ein stattliches Haus, in dem er einen Krämerladen
einrichtete. Der Bruder seiner Frau, der 1886 als Trauzeuge fungierte, erwarb vis à vis
van Vogels Krämerladen in der BergwerksstraBe in Hausen das Gasthaus 'Eisenwerk'. Vogel
war viel als Handelsmann unterwegs. Unter anderem betrieb er in seinem Haus ein Zigarrenfabrik-Kommissionslager
etwa ab 1900. Im Jahre 1909 wählte ihn seine Heimatgemeinde Schönau zum Bürgermeister.
Zu diesem Zeitpunkt war er Vorsitzender der Bezirksgruppe Wiesental des Badischen
Einzelhandels. Vogel war kein Zentrumsmann. Seine Loyalität und sein Geschäftssinn
lassen sich bei der Nationalliberalen Partei unterbringen, der er auch angehört haben
dürfte. Von 1913 bis 1914 war ein Adolf Frenznik in Schönau Bürgermeister. Die
Schönauer wählten ihren Vogel dann aber wieder von 1914 bis 1919 zu ihrem Oberhaupt,
Während seiner Schönauer Amtszeit blieb seine Frau im Krämerladen wohnen und ihr Rudolf
ging handelsreisend Geschäften nach. Beim schweren Eisenbahnunglück in Müllheimam 17.
Juni 1911, erlitt der Schmierseifen-Händler Rudolf Vogel aus Hausen eine
Schulterverletzung mit Armbruch.
Rheinfelden-Baden
26. Am 9. November 1848 ist in der Brigittenau in Wien der Vizepräsident
des deutschen Vorparlaments in der Frankfurter Paulskirche, Robert Blum, erschossen
worden. Seine Frau und die vier Kinder emigrierten nach Wabern bei Bern. Hans, der
älteste, mit einer Rheinfelderin verheiratet, übernahm um 1890 im Kunzental die Tabakfabrik
Fischer seiner Schwiegereltern. Um in dieser Tabakfabrik tätig zu werden
übersiedelte 1895 die junge Familie Zimmermann von Jena nach Rheinfelden. Auf dem 1916
entstandenen Foto befinden sich von links: Kurt, Hertha, Paul, Erich, Otto Zimmermann,
Mina, geb. Grünewald, Max, Gertrud, Ernst, unbekannt und Hermann. Auf dem Foto fehlen:
Fritz, Walter und Arthur. Anfänglich wohnten die Jenaer beim Bahnhof, dann im Wohnblock
Blum am Stadtweg und 1916 in der Kupfergasse. Nach 1945 betrieb Erich Zimmermann in
Badisch-Rheinfelden in der Werderstraße ein Fotogeschäft. In der 'Vossichen Buchhandlung
Berlin' erschienen 1907/08 die beiden Bände 'Lebenserinnerungen' von Dr. Hans Blum, in
denen viele Geschichten von Rheinfelden/Schweiz und Rheinfelden/Baden enthalten sind.
Ritterhude
3. Die Aufnahme von 1928 ist als Totalansicht betitelt, sie zeigt aber nur
einen kleinen Ausschnitt der heutigen Goethestraße mit der dahinterliegenden Windmühle.
Echte Gesamtansichten vom alten Ritterhude sind nicht bekannt. Von der Lage her war es nie
möglich, mehr als Teilbereiche aufzunehmen. In der Bildmitte steht das Haus der Familie
Köhler, in dessen rückwärtigem Anbau bis 1918 die Tabakwarenfabrik
Schröder & Co. ihre Fabrikationsräume hatte. Bis zu zwanzig Zigarrenarbeiter waren
dort beschäftigt. Es war die einzige Zigarrenfabrik am Ort. Die vielen
Heimarbeiter in Ritterhude stellten ihre Zigarren für Fabriken in Osterholz und Burgdamm
her.
Ritterhude
60. Martin Schnaars und sein Ziegenbockgespann gehörten vor dem Ersten
Weltkrieg zum Ortsbild. Er hielt seine Ziegenböcke zur Freude seiner Kinder. Bei älteren
Einwohnern ist Martin Schnaars als 'Original' in Erinnerung. Auf Dorffesten machte er den
Conferencier und sang dabei mit Hingabe: 'Waldeslust, Waldeslust!' Die Ziege war in jener
Zeit die 'Kuh' des kleinen Mannes, in Ritterhude sprach man wohl auch von der
'Zigarrenmacherkuh'. Auf der Aufnahme sieht man einen Teil der Goethestraße, die damals
noch 'Hinter den Höfen' hieß, mit der Kreuzung Windmühlenstraße. Links im Bild die
Hauptschule und die Kirche. Die Straße 'Hinter den Höfen' war - wie die meisten Straßen
im Ort - ein ungepflasterter Sandweg.
61. 'Vom Brett in's Bett, vom Bett an's Brett' - nach diesem Tagesrythmus lebten die
vielen Zigarrenmacherfamilien. Die Heimarbeiter bezogen ihren Rohtabak von den Zigarrenfabriken
in Burg oder Osterholz und lieferten die fertigen Zigarren am Wochenende dort ab. Die
Familien mussten hart arbeiten, um auf einen guten Wochenlohn zu kommen. Das Wochenpensum
waren 1 500 bis 2 500 Stück Zigarren. Für 1 000 Stück gab es nach dem Ersten Weltkrieg
neun bis vierzehn Mark, der Preis wurde nach Qualität und Größe festgesetzt. Diese
Heimarbeit war in Ritterhude so weit verbreitet, dass wohl jeder im Ort etwas davon
verstand. Unsere Aufnahme von 1928 zeigt einen der Letzten seiner Zunft, den
Zigarrenmacher Wattenberg vom Vielenbruchsweg, an seinem Arbeitsplatz - dem 'Fummelbrett'.
Ronneburg
47 Die 'Cigarrenfabrik C.E.R. Sachse' in der Wiesenstraße
11 steht heute nicht mehr, es ist nur noch eine Baulücke zu sehen. In der ersten Hälfte
des Jahres 1992 brannte das alte Haus ab. Die Zigarrenfabrik wurde im
Jahr 1873 gegründet. Der damalige Inhaber hieß Carl-Ernst Robert Sachse. Am 15. Juli
1925 wurde die Firma von Wa.Hy. Sachse übernommen. Dies geht aus dem Gewerberegister der
Stadt Ronneburg hervor. Sicher war die Zigarrenfabrikation in früheren
Zeiten ein lohnendes Geschäft. 1947 wurde die Firma durch den Rat des Kreises Gera
geschlossen.
Rostok
28. Das ehemalige Haus Große Wasserstraße 17, Tabak-Fabrik
Ernst Ludwig Meyenn, beherbergte im Jahre 1645 den berühmten Begründer der bürgerlichen
Völkerrechtslehre, den holländischen Staatsmann und Gelehrten Hugo Grotius (1583-1645).
Er war im Jahre 1645 auf der Reise von Stockholm nach Lübeck, als ein Sturm das Schiff an
der pommerschen Küste auf den Strand warf. Freunde brachten Grotius nach Rostock, wo er
an den Strapazen der Reise erkrankte und am 18. August 1645 im Hause Große Wasserstraße
17, der ehemaligen Fürstenherberge, verstarb. Seine Leiche wurde nach Delft in Holland
überführt. Links auf dem Bild sieht man an der Ecke zum Neuen Markt, heute
Ernst-Thälmann-Platz, das Gebäude der Mecklenburgischen Hypotheken- und Wechselbank.
Roßwein
5. Als Mitte des vorigen Jahrhunderts das Tuchmacherhandwerk immer mehr
zurückging, hielten andere Gewerbe in Roßwein Einzug, darunter die Zigarrenfabrikation,
die vielen Menschen wieder Arbeit gab. Wurde bei der Gewerbezählung im Jahre 1849 noch
kein einziger Zigarrenmacher ermittelt, so gab es 1875 bereits zehn Unternehmen mit
insgesamt 475 Beschäftigten. Zunächst stellte man die Zigarren größtenteils in
Heimarbeit her. Das Foto, das aus den zwanziger Jahren stammt, bietet uns einen Blick in
die Wohnküche des Zigarrenmachers Karl Emil Wegert, Am Gottesacker 6. Mit seiner Frau
arbeitete er viele Stunden am Tag, um in mühsamer Handarbeit mit großer Fingerfertigkeit
möglichst viele Zigarren herzustellen. Beim Abrippen und Sortieren der Tabakblätter
mußten auch die Kinder oft mithelfen. Die fertig gerollten Zigarren wurden in geformten
Holzkästen gepreßt, wie wir auf dem Bild sehen. Später verlagerte sich die Fertigung
der Zigarren immer mehr in die Räume der Zigarrenfabriken, z.B. die von
Traugott Wegert in der Bahnhofstraße Ecke Goldbornstraße.
Roßwein Zigarrenfabrik Traugott Wegert
Bahnhofstrasse 4, Ecke Goldbornstrasse
30. Einer der ältesten Betriebe der Roßweiner Zigarrenindustrie war die
Firma Traugott Wegert. Im Jahre 1863 begann der Roßweiner Traugott Wegert, ein Fachmann
in der Zigarrenherstellung, im Haus Bahnhofstraße 4 mit der Fabrikation von Zigarren.
1889 errichtete er Ecke Bahnhofstraße / Goldbornstraße ein eigenes Wohn- und
Betriebsgebäude. Als der Gründer im Mai 1897 starb, übernahmen seine Söhne Max und
Otto Wegert die Firma. Die Zigarrenindustrie bildete in Roßwein zu
dieser Zeit einen großen wirtschaftlichen Faktor, 1894 gab es zwölf Betriebe mit
zusammen 482 Beschäftigten. 1909 fiel das Haus einem großen Brand zum Opfer und musste
neu aufgebaut werden. Dabei galt es strenge Regeln zum Gesundheitsschutz der
Beschäftigten zu beachten. Vor allem bei den Arbeitsgängen Abrippen und Sortieren der
Zigarren mussten Licht und Lüftung in großem Maße gewährleistet sein. Im Jahre 1927
übernahm mit Alfred Wegert die dritte Generation den Betrieb. Schwere Jahre, Inflation,
Weltwirtschaftskrise und Krieg konnten gemeistert und 1963 das 100jährige Bestehen
gefeiert werden. 1966 wurde die Zigarrenproduktion eingestellt und das Wohnhaus an die
Stadt verkauft.
Roßwein
An den Ufern sieht man, wie weit die Arbeiten fortgeschritten sind, einige
Abschnitte wurden bereits fertiggestellt. Am linken Ufer, 'Unter den Linden', überragt
die ehemalige Zigarrenfabrik von Hugo Gutmacher die Bäume. Um an beiden
Ufern mit der Feldbahn arbeiten zu können, haben die Arbeiter mit einer Brücke eine
Überführung geschaffen. Zeitgleich zu diesen Sanierungsarbeiten ließ der Besitzer der
Stadtmühle, Gustav Horn, eine Untertunnelung der Stadtmühle durchführen, denn für das
vom Talbadwehr im Mühlgraben ankommende Wasser, dem durch den zugeschütteten 'Werder'
der Weiterfluss verwehrt wurde, musste ein Abfluss zur Mulde geschaffen werden.
Carl Heinrich Gutmacher, Wilhelm Leonhardt,
Christian Traugott Wegert
Roßwein
49. Wir schauen auf das große Gebäude des 'Hotel Rheinischer Hof' am
Marktplatz in Roßwein. Schlachtsteuereinnehmer Karl August Trömel eröffnete am 20.
August 1844 den 'Rheinischen Hof', welcher somit als drittes Gasthaus in Roßwein
'concessioniert' wurde. Trömel lud für den 10. und 13. Oktober zum Einzugsschmaus ein.
Mit hervorragender Küche zog er die vornehmen Bürger und die vermögenden Reisenden an
sich. Hier machte der Tuchfabrikant Friedrich Wilhelm Petzold seine Abschlüsse mit den
Landwirten über die Lieferung von Wolle. So mancher Geschäftsabschluß wurde mit einer
guten Flasche Wein begossen. Nach dem Niedergang der Tuchmacherei begann die Zigarrenfabrikation
in Roßwein. Carl Heinrich Gutmacher, Wilhelm Leonhardt und Christian Traugott Wegert
gründeten 1863 ihre Zigarrenfabriken. Und so kehrten nun die 'Tabaker'
im 'Rheinischen Hof' ein. Die Anzahl der Musterkoffer war oft so groß, dass für die
Einfahrt im Torbogen nur ein schmaler Raum übrig blieb. Am 3. Sept. 1884 besuchte Prinz
Friedrich August, von Dresden kommend, Roßwein. Er wurde von den Honoratioren und dem
Militärverein unter Musikklängen zum 'Rheinischen Hof' geleitet.
Roßwein
9 Die Belegschaft der Tabakfabrik Geilert in der
Wehrstraße hat sich um 1950 zum Gruppenbild versammelt. Vorn als vierter von links sitzt
der Chef Rudolf Geilert im Kreise seiner Mitarbeiter, rechts neben ihm HaraId Ramm, Steffi
Erkenberg und Paul Riedel. Den Rohtabak erhielt die Firma zur Verarbeitung vom
Tabak-Kontor zugeteilt oder durch Aufkauf von privaten Erzeugern, die den sogenannten
Kleinpflanzer-Tabak anlieferten. Alle Gartenbesitzer waren 1949 aufgerufen, Tabak
anzubauen, um so den eigenen Bedarf zu sichern. Denn auch weiterhin sollten Tabakwaren nur
auf die Raucherkarte abgegeben werden. Bis 99 pflanzen waren für den Eigenbedarf erlaubt,
und die Ernte konnte in preisermäßigte Zigarren, Zigaretten oder in Rauchtabak
eingetauscht werden. Bereits 1925 wird Mutter Klara Geilert im Einwohnerbuch als Zigarrenproduzentin
genannt. Allerdings arbeitete sie als 'Ein-Mann-Betrieb' in der Bodenkammer ihres Hauses
Niederstadtgraben 8. Rudolf Geilert (genannt 'Gack') war begeisterter Fußballer und galt
in der Roßweiner Mannschaft als guter Stürmer.
Roßwein
72. 'Pantoffel-Lieschke' konnte 1961 seinen 50. Geburtstag begehen. Sein
großer Freundeskreis ließ es sich nicht nehmen, ihm auf der Gartenstraße in voller
Besetzung ein Geburtstagsständchen zu bringen. In der vorderen Reihe, knieend von links:
mit Harmonika X?, mit Pauke Hans Lauenstein, ebenfalls mit Pauke Erich]unghans, und
Händel. Stehend v.links: Willy Schickhaus, Richard Zerche, Geilert 'Gack' (Zigarrenfabrik)
,Albert Kunz, Helmut Sprenger, (Wirt der 'Wartburg') , Willi Grabs, Wagner 'Schmutt' (mit
Becken), X ?, Roland Haunstein, Franke 'Niller' mit 'Teufelsgeige' , X ?, Kurt Höfer,
Lieschken Pansch mit Schärpe.
Saerbeck
18. Das wuchtige Kaufmannshaus am Kirchplatz hat eine recht wechselvolle
Geschichte, die Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Kaufmann Dulle beginnt. Nach Laugemann
und Pröpsting war es schließlich der Kaufmann Heuveldop aus Emsdetten, der hier eine
Handlung betrieb, aber 1886 nach Emsdetten zurückkehrte und dort die heutige Textilfabrik
begründete. Danach wohnte in diesem Haus der Fabrikant Piel, der an der Grevener Straße
eine kleine Zigarrenfabrik besaß (Piels-Burg), 1893-1960 war das
Gemeindeamt untergebracht, seitdem das Elektrogeschäft Iking-Winnemöller, Im November
1972 wurden die elf Linden vor der Kirche der Neugestaltung des Kirchplatzes (1976)
geopfert.
Schmölln
36 Links das große Wohnhaus, Ronneburger Straße 41, wurde von den
Gebrüdern Fritzsche erbaut, die dahinter am heutigen Sprottenanger eine Zigarrenfabrik
betrieben; diese ist jetzt das Heimatmuseum mit der Museumsschenke im Erdgeschoß. In der
Mitte des Bildes sind die heute abgerissenen Stallungen der Weihmühle und dahinter das
1916 abgebrannte zweite Schützenhaus zu sehen. Die Straße nach Ronneburg geht auf dem
Bild noch rechts der Weihmühle vorbei. Heute ist sie begradigt und verläuft links des
Mühlengebäudes. Erste Erwähnungen der Weihmühle gab es schon weit vor der Reformation.
Am 2. November 1725 brannte sie vollständig nieder, 1826 und 1829 erlitt sie weiteren
Brandschaden. Mehrere die Mühle betreffenden Lehnsbriefe befanden sich im ehemaligen
Stadtarchiv. Die bekanntesten Mühlenbesitzer sind die Schellenbergs, die über
Generationen von 1647 ab hier arbeiteten. Später war auf der westlichen Seite bis in die
1880er Jahre hinein auch eine Holzschneidemühle angeschlossen.
38 Blick von der noch nicht bestehenden Weststraße über die Sprotte zum
Aussichtsturm, dazu mehr im Text der Bilder 42 und 43 im ersten Band. Ganz links vor der
Scheune der Weihmühle der breite Fachwerkbau ist das heutige Stadtmuseum. Um 1830
betrieben in diesem Haus die Herren Kirchhof und Füchsel eine Tibetfabrikation, ebenerdig
war ein sogenannter Trampel, der von einem Pferd angetrieben wurde. Die Zigarrenfabrik
Fritzsche, die 1863 in Schmölln ihre Produktion begann, war der nachfolgende Nutzer, so
daß man noch in den dreißiger Jahren von Fritzschens Fabrik sprach, obwohl es zu dieser
Zeit ein reines Wohnhaus war. Das im Stil der Jahrhundertwende gebaute Wohnhaus der
Gebrûder Fritzsche gab es noch nicht, wir kennen es als Gumpreehts Haus und es hat heute
in der rechten Bildhälfte seinen Standort. Rechts im Bild am Pfefferberg kann man die
Sandsteinfelsen des Rotliegenden erkennen, es ist die Felsengruppe der Bastei.
Schmölln
48. Oberhalb der Weihmühle über der Sandsteinfelsenpartie des
Pfefferberges legte man um die Jahrhundertwende Anlagen und Fußgängerwege an. Hier auf
dem Bild der Aussichtspunkt 'Die Bastei'. Man dachte bei der Namensgebung sicher in
romantischer Art an die Schweizer Alpen und an das Elbsandsteingebirge. In der Bildmitte
zwischen den Bäumen kann man die Gerberei der 'Schmöllner Holzschuh- und
Lederstiefel-Fabrik J .G. Schaller & Söhne sehen, deren Produktionsstätten in der
Selkaer Straße Nr. 9 lagen. Das Gebäude der Gerberei wurde später von
Landmaschinen-Jählers gekauft und bis heute genutzt. Davor das Gebäude mit dem
Fachwerkgiebel ist die Zigarrenfabrik der Gebrüder Fritzsche in der
Grenzstraße Nr. 2.
Schwaz
25 Stadtzentrum und Notreserve-SpitaI.
Aus demjahr 1920 stammt dieseAufnahme vom Stadtzentrum in Schwaz mit Blickrichtung Norden
zum Stanserjoch. Von der Bildmitte aus gesehen (unten links, 2. Haus) steht die Villa
Maria, danach sind die heute längst verschwundenen Baracken des ehemaligen
NotreserveSpitals sichtbar. In weiterer Folge sieht man das Franziskanerkloster mit
Kirche, dann die Stadtpfarrkirche mit neuem Glockenturm; auch das anschließende große
Areal der Tabakfabrik tritt aus dem Foto hervor, gefolgt dahinter vom
'Äuerl', einer kleinen Insel im Innfluss gelegen (musste 1972 dem Autobahnbrückenbau
weichen). Am linken Bildrand sieht man die Holzbrücke mit Spitalskirche und oben das
Stift Fiecht.
Schwaz
37 ]ubiläumsfeier der Tabakfabrik.
In dieser historischen Aufnahme sehen wir hohe Festgäste im Gelände der Tabakfabrik
Schwaz im Jahre 1930, wo man damals überaus festlich das Hundertjahrjubiläum begehen
konnte. Ganz links ist der Kunstmaler und Ehrenbürger von Schwaz Josef Wopfner zu sehen,
ganz rechts steht der Bürgermeister Dr. Josef Huber (Bürgermeister von 1926 bis 1935).
ZuAnfang des 16.Jahrhunderts war Schwaz infolge seines ergiebigen Silberbergbaues die
größte und reichste Stadt von Tirol. Da versiegte der Bergsegen, Naturkatastrophen
brachen herein, dann folgten Brand und Plünderung durch den Feind im Jahre 1809, und so
gerät das vom Unglück heimgesuchte Gemeinwesen allmählich in Not. Als daher mit der
Einführung des Tabakmonopols in Ttrol (1828) in diesem Land auch zwei Tabakfabriken
errichtet werden sollten, wurde das hilfsbedürftige Schwaz als Standort ausgewählt.
Schwaz
46 Bergungsarbeiten an der Bundesstraße 1932.
Diese Aufnahme zeigt uns Bergungsarbeiten eines verunglückten Lastkraftwagens mittels
einer Eisenkette, die an einer Straßenwalze befestigt und von dieser gezogen wird.
Zahlreiche Schaulustige verfolgten diese Arbeiten im Bereich der Innallee an der
Bundesstraße bei der Tabakfabrik Schwaz am 30. Juni 1932.
Schwaz
56 Verstärkte Frauenarbeit in der Tabakfabrik 1942.
In der Tabakfabrik Schwaz waren während des Zweiten Weltkrieges um die
fünfhundert Arbeitskräfte beschäftigt, obwohl 1938 die Existenz dieser Fabrik einige
Zeit in Frage gestellt worden ist. Den Arbeitenden wurde eine Ideologie der
Opferbereitschaft und Volksgemeinschaft während dieser Zeit aufgebürdet und an deren
Idealismus und Stolz appelliert. Infolge des herrschenden Arbeitskräftemangels wurden
Frauen verstärkt zur Mitarbeit herangezogen, deren Löhne allerdings viel niedriger waren
als die der Männer. Im Foto aus dem Jahre 1942 sehen wir einen Arbeitsraum in der Tabakfabrik
Schwaz bei der Zigarrenerzeugung (Zigarrenpuppen- Pressen); dahinter einen 'Wahlspruch'
aus diesen Kriegsjahren.
Schwaz
Bitterste Armut brachte nicht nur der Freiheitskampf in Tirol 1809 mit sich
- der Bergsegen war damals längst schon erloschen -, wo Schwaz im Mai und August fast
vollkommen von bayrischen-napoleonischen Truppen unter General Wrede niedergebrannt wurde,
sondern auch die früher vor der Verbauung des öfteren mit fürchterlicher Gewalt
herabstürzenden Lahnbachausbrüche, die Tod und Verderben über Schwaz brachten. Nur
allmählich konnte sich Schwaz von diesen Schreckensereignissen erholen. Mit der
Errichtung der Tabakfabrik in Schwaz 1830, des zweitältesten
Industrieunternehmens im Bezirk Schwaz, und der Stadterhebung am 28. April 1899, war der
erste Schritt zur unaufhaltsamen Neuentwicklung der Stadt getan, welcher nur durch die
beiden Weltkriege wieder Rückschläge in Kauf nehmen mußte.
Schwaz
40. In würdiger und feierlicher Form gestaltete sich die Einweihung der
Innbrücke im Jahre 1928. Untere Reihe, von rechts nach links: Bürgermeister Dr. Huber,
Hans Dernetz, Romed Angerer, Benani (Direktor von der Tabakfabrik), der
Abt von Fiecht und Dekan Mair van Schwaz. Danach erfolgte der Aufmarsch der Stadtmusik
über die neuerrichtete Brücke.
41. Die Rotkreuzstaffel aus Schwaz hat kurz vor einer Einsatzübung Aufstellung genommen.
Es sind dies von links nach rechts die Fahrer: Lintner, Max Steger, Raimund Kandler, Leo
Bähr, Hugo Stütz und Obmann Eugen Wahl. Hinter ihnen stehend, von rechts nach links:
Alfons Chesi, Anton Hechenbleickner und Josef Chesi,
42. Aufmerksam beobachtet die Bevölkerung eine Übung der Rotkreuzstaffel von Schwaz,
unter der Leitung ihres Abteilungsarztes Dr. Riccabona, vor der Barbarabrücke im Bereich
der Lahnbacheinmündung in den Inn.
43. In das Jahr 1867, am 4. Dezember, fällt die Gründung der Freiwilligen Ortsfeuerwehr
unter dem Turmmeister Adolf Hack und die gänzliche Umgestaltung der früheren
Marktfeuerwehr, deren Anfänge wieder auf die vormalige BergLöschmannschaft
zurückreichen. Beim Brande des Benediktinerstiftes Fiecht am 21. Juni 1868 (Herz-J
esu-Sonntag) erlebte diese freiwillige Wehrmannschaft ihre rühmliche Feuertaufe. Die
Gründung der Tabakfabrik-Feuerwehr erfolgte im Jahre 1833. Die Aufnahme
zeigt eine Feuerwehrübung in der Innsbruckerstraße vor dem damaligen Hotel 'Post' aus
dem Jahre 1930.
Schwaz
53. Die ehemalige Kinderbewahranstalt aus den zwanziger Jahren in der
Fabriksgasse, nun Tannenberggasse, wo sich jetzt nach einer baulichen Umgestaltung der
Städtische-Kindergarten und die Musikschule befinden. Die 'Kleinkinderwahranstalt' wurde
laut Beschluß vom 14. Februar 1857 von der Gemeinde Schwaz errichtet, für Kinder, die in
der Tabakfabrik arbeiten. Später folgte noch das Kinderasyl, im Oktober
1887 errichtet vom Vinzenzverein und wiederum von der Gemeinde Schwaz, laut Beschluß vom
29. Juli 1888, wurde die Errichtung eines Knaben-Waisenhauses beschlossen.
56. In der ehemaligen Fabriksgasse, heute Tannenberggasse, mit einem Bliek zur
Pfarrkirche, Den Namen 'Fabriksgasse' erhielt diese Straße wegen der an ihrern Ende
gelegenen Tabakfabrik Schwaz, welche im Jahre 1830 errichtet wurde und
dem damals völlig verarmten Schwaz Arbeit und Brat gab. Bekanntlich wurde Schwaz, einst
durch ihren Silberund Kupferbergbau (irn 15. Jahrhundert), weltberühmt, im Jahre 1809 in
den Maitagen von bayrischen-napoleonischen Truppen niedergebrannt und zerstört.
Schwaz
75. Groß waren die Festlichkeiten in der Stadt Schwaz im Jahre 1930, als
man das hundertjährige Tabakfabriksjubiläum feiern konnte. Die im Jahre
1830 gegründete Fabrik gab damals, nach dem Brand von 1809, dem verarmten Schwaz Arbeit
und Brot und rettete so manche Familie vor dem Nichts.
Die Bilder zeigen zuerst einen Festwagen im Hofe der Tabakfabrik, danach
einen Festwagen in der heutigen Wopfnerstraße und dann den Umzug von der Marktstraße
herauf, aufgenommen vom 'Schrettl-Laderl'. Ganz zum Schluß haben sich im Hofe der Tabakfabrik
weibliche Festteilnehmer fotografieren lassen.
76. Dieses Bild zeigt den österreichischen Bundespräsidenten Miklas mit seinen
Festgästen beim Einzug in die Schwazer Stadtpfarrkirche im Jahre 1930, anläßlich der
Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen der Tabakfabrik Schwaz.
Schwedt
Der wichtigste Wirtschaftszweig waren jedoch der Tabakanbau und die
Tabakverarbeitung. Hugenotten brachten die Tabakkultur um 1700 in die Uckermark. Die
klimatischen Bedingungen eigneten sich hier hervorragend und um Schwedt entstand das
größte geschlossene Tabakanbaugebiet Deutschlands. Charakteristische
Tabaktrockenscheunen entstanden, die zum gewohnten Bild der Ackerbürgerstadt gehörten.
Massive Tabakspeicher dienten zur Lagerung von Rohtabak. Als Zentrum des Tabakanbaus in
der Uckermark, Pommern und der benachbarten Neumark, nahm Schwedt eine führende Stellung
bei der Weiterverarbeitung ein. Zwanzig Firmen verarbeiteten den Tabak zu Zigarren und
Rauch- und Schnupftabak.
Schwelm
20. Wo heute die Kläranlage Schwelms Abwasser reinigt, war früher die
Schwelme zu stattlichen Gondelteichen gestaut. Zwanzig Jahre stand hier ein Ausflugslokal,
das in seinen Glanzzeiten dreitausend Sitzplätze hatte und Gäste von nah und fern
anlockte. Was Bewirtung und Unterhaltungsmöglichkeiten anbelangte, war die
Schnupftabaksmühle bei Schulen, Vereinen und Familien weit und breit als Ausflugsort sehr
beliebt. Dieses einst abseits von der großen Verkehrsstraße gelegene alte Gebäude
entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem Vergnügungslokal ersten Ranges. Aus einem
Bauernhaus mit einer kleinen Mühle und Teichanlage entstanden im damals anmutigen
Schwelmetal Anlagen, die ihresgleichen in der ganzen Gegend suchten. Das damals größte
und bekannteste Ausflugslokal des Bergischen Landes entstand in den Jahren 1886-1890 aus
den allereinfachsten Verhältnissen.
21. Wie alte Kaufverträge berichten, kaufte 1812 der ehrsame Bürger und Müller Peter
Hogarn aus der 'Mairie Schwelm' für 4570 Reichstaler die an der Schwelme gelegene
Schnupftabaksmühle, später umgebaut in eine Getreidemühle. Als die Mühle wegen
häufigen Wassermangels nicht mehr recht gehen wollte, wandelte der älteste Enkel von
Peter Hogarn die Mühle in ein Ausflugslokal um. Ernst Hogard (Hogarn) beschaffte sich
zunächst etliche Kähne und betrieb neben der Getreidemühle anfangs eine Kaffee- und
Milchwirtschaft. Später wurde der Mühlenteich vergrößert und um ihn schattige Wege
angelegt mit lauschigen Winkeln. Neben dem Mühlenteich entstand bald ein besonderer
Gondelteich. Auch die Mühle veränderte sich. Der Süd- und Ostseite des Hauses wurden
Veranden vorgebaut, große Stallungen für Pferde errichtet. Die große Attraktion war
damals ein großes Wasserkarussell mit sechs Kähnen, Es wurde elektrisch betrieben. Den
Strom erzeugte die Mühle.
-> https://www.europese-bibliotheek.nl/de/bucher/Schwelm_in_alten_Ansichten_Band_1/101-129310/Artikel/3
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(Sicherung)
40. Die Krefftsche Mühle, später Adams Hammerwerk, das samt dem Teiche
1935 dem heutigen Schwelrnebad weichen mußte. Das wuchtige Wasserrad sollte damals im
Hause Woeste (Kölner Straße) an Stelle des früheren Mühlenrades aufmontiert werden.
Das war jedoch technisch nicht möglich. So landete es neben dem Haferkasten auf dem Hof
des früheren Heimatmuseums an der Schulstraße (heute Stadtbücherei) und verschwand in
den Wirren des Krieges und Nachkrieges. Die Mühlen waren in früheren Jahrhunderten eine
wichtige Einnahmequelle für Schwelm, Die älteste Mühle wurde in unserer Stadt im Jahre
1592 erbaut. Außer den Wassermühlen hatte Schwelm auch eine Windmühle, die 1684 'auf
dem sogenannten Fillkülchen' erbaut wurde. An die Schwelmer Mühlen erinnern heute nur
noch Namen wie 'an der Windmühle', Schnupftabaksmühle, Mühlentelch, Lohnmühle,
Windmühlenstraße.
-> https://www.europese-bibliotheek.nl/de/bucher/Schwelm_in_alten_Ansichten_Band_1/100-129310/Artikel/5
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(Sicherung)
3. Wie diese alte Postkarte zeigt, war der 'Rheinische Hof auch als
Ausflugslokal angelegt. Sein Name könnte auch eine Anspielung auf die erwarteten
Ausflügler sein, aus dem nahen Rheinland, so wie früher ja die unweit gelegene
'Schnupftabaksmühle' besonders viele Barmer und EIberfelder anlockte. Der 'Rheinische Hof
war lange Jahre ein kultiviertes 'Etablissement'. In seinem Saal gab das Langenbach'sche
Orchester aus Wuppertal, Vorgänger des Städtischen Orchesters, seine Abonnementskonzerte
mit niveauvollen Programmen. Das war vor dem Ersten Weltkrieg. Die damalige Barmer Bergund
Straßenbahn hatte direkt vor der Haustür eine Haltestelle.
-> https://www.europese-bibliotheek.nl/nl/boeken/Schwelm_in_alten_Ansichten_Band_2-Schwelm-Nordrhein-Westfalen/100-129320/artikel
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(Sicherung)
25. Es war einmal ein großes Ausflugslokal in Schwelm mit 3000 Sitzplätzen
... Dahin der Glanz und der Ruf! Alles ist vergänglich! Konkurrenz wuchs heran und
überbot. Das Abschiedslied aus dem Jahre 1907 (Käpp vam Müöllenkoaten erwähnt es in
seinem Bericht von der Schnupftabaksmühle) ließ noch einmal die Romantik, den ganzen
Zauber dieses idyllischen Schwelmer Ausflugs- und Vergnügungslokals, das 1886 gegründet
wurde, lebendig werden. 1906 kaufte die Stadt Schwelm das ganze Anwesen auf, da der
Schwelmebach und die Teiche zur Ableitung und Klärung der Abwässer dringend gebraucht
wurden. Die Teiche wurden größtenteils zugeschüttet. Die Lauben, Veranden und auch der
große Saalbau verfielen dem Abbruch. Nichts mehr als der alte Name erinnert heute noch an
die Glanz- und Blütezeit der Schnupftabaksmühle.
26. Ostern, Pfingsten und andere hohe kirchliche Feiertage waren stets große Tage für
die Schnupftabaksmühle, die dann buchstäblich bis auf den letzten Platz besetzt war. Vor
allem aber zog die Ferienzeit Gäste in Scharen herbei. Ein großer Tag war auch stets der
Fronleichnamstag. Da pilgerte die katholische Gemeinde Schwelms mit Kind und Kegel zur
Schnupftabaksmühle und feierte dort ihr Pfarrfamilienfest. Hauptanziehungspunkte waren
dabei der große Gondelteich und das große Wasserkarussell (rechts im Hintergrund). Das
Wasserkarussell ist übrigens noch heute im Ittertal zu sehen. Aber auch im Winter, wenn
die Teiche die hier so seltene Gelegenheit zum Eislauf boten, wurde die
Schnupftabaksmühle oft und gern besucht. Leeder, leeder, eß oek dä Schnufftibaksmuolle
nich mä. Dä Saal eß wäg, dat Karassell, dä Insel, dä Lauben und Bûsche, und do bo
dä Diek woar, eß jetz 'ne 'Kläranlage' (Käpp vam Müöllenkoaten).
-> https://www.europese-bibliotheek.nl/de/Bucher/Schwelm_in_alten_Ansichten_Band_2/101-129320/Artikel/4
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(Sicherung)
55. Anläßlich ihres 25jährigen Bestehens brachte die Freiwillige
Feuerwehr Schwelm im Jahre 1902 diese Ansichtskarte heraus. Sie bietet einen Überblick
über das damalige Schwelm; inzwischen hat sich einiges verändert. So mußten unter
anderem die drei Fachwerkhäuser (im Vordergrund rechts), die an der Kölner Straße
gestaffelt am Hang standen, dem Ausbau der Obermauerstraße weichen. Der Nordhang im
Hintergrund ist inzwischen dicht bebaut. Das Feuerwehr-Jubiläum war gleichzeitig mit dem
XI. Westfälischen Feuerwehr-Verbands-Fest verbunden. Der Delegiertentag fand im
Victoriasaal statt, das Fest-Essen und der Fest-Ball im großen Saal des Märkischen
Hofes. Bürgermeister Dr. Finck begrüßte auf dem Kaiser-Friedrich-Platz die Wehren aus
Westfalen. Volksfestliche und sonstige Vergnügungsangelegenheiten wurden in der Stadt
Schwelm und am Schwelmer Brunnen geboten. Im Vergnügungslokal 'Schnupftabaksmühle'
erhielt jeder Feuerwehrmann eine Dose Schnupftabak.
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(Sicherung)
Spaichingen
38. In der ersten Industrialisierungswelle in den 1880er Jahren begannen
einige Betriebe neue Fabrikgebäude 'auf der grünen Wiese' am Ortsrand zu erstellen. In
Spaichingen begann man damals, die Lücke zwischen Hofen und Spaichingen zu füllen.
Außer der Möbelfabrik Blessing entstand dort 1908 bereits als zweite Spaichinger Zigarrenfabrik
der Betrieb Winker und Reiber. Die beiden Teilhaber des Zigarrenherstellers
Butsch hatten sich selbständig gemacht. Im selben Jahr wie Butsch gaben sie 1928 die
Produktion auf. In diesem Jahr kam der Schweizer Stumpenhersteller Burger
nach Spaichingen und begann seine Produktion zunächst in dem ehemaligen Winker &
Reiber-Gebäude.
Spremberg
62. Gruppenbild der Wilhelm Nothnick-Zigarrenfabrik, Ein
Netz vielfältigsten ansässigen Handwerks war für das Spremberg zwischen 1880 und 1930
charakteristisch. Die Tabakverarbeitung, meistens auf Farnilienbasis funktienierende
Kleinunternehmen, war ein für Spremberg typischer Erwerbszweig. 1906 arbeiteten in der
Stadt Spremberg 18 Zigarrenfabriken, deren Besitzer gleichzeitig eine
Tabakwarenhandlung mitbetrieben, wo sie auch eigene Erzeugnisse absetzten. Wilhelm
Nothnick wohnte in der Friedrichstraße 34, seine Zigarrenfabrik befand
sich Friedrichstraße 13. Stolz stellt man sich dem Fotografen. Das Schild an der Hoftür
weist darauf hin: 'Den Bewohnern der Hintergebäude ist der Durchgang verboten.' Man hielt
auf Ordnung.
Straubing
44. Zu den kleinen Freuden, die sich früher ein jeder Waldier leisten
konnte, gehörte auch der Schnupftabak. In jedem Kramerladen konnte er erworben werden.
Als Rohtabak wurde er angeboten. Die gebeizten Blätter waren zu zolldicken Stricken
zusammengeschnürt und je nach Geldbeutel konnte man sich ein kürzeres oder längeres
Stück kaufen. Zu Hause wurde dann der Rohtabak auf einern Brettchen am großen
Bauerntisch fein hergeschnitten, in einen 'irdenen Scherben' geschüttet und mit einem
langen hölzernen Reiber mehlig fein gerieben. Als Zutaten wurden gelöschter Kalk,
Holzasche, getrocknete Birnen, Zwetschgen und eine Messerspitze Butterschmalz beigegeben.
(Foto: Sammlung Stadtarchiv Straubing.)
Sulingen
11. Die Lindenstraße gehört zu Alt-Sulingen, sowohl in ihrem nördlichen
als auch in ihrem südlichen Teil. Die Gaststätte 'Der Lindenhof' (nacheinander im Besitz
der Familien Donnerberg, H. Nienaber, H. Hinz-Prinz, Stuckenborg und Truckenbrodt) und die
Gastwirtschaft von Nordmeier (später als Gasthof 'Zum schwarzen Ross' im Besitz der
Familie Heim. Meyer) gehören seit 100 Jahren und mehr zu den Alt-Sulinger Gaststätten.
Im Gebäude der Meyerschen Gastwirtschaft befand sich im 19. Jahrhundert auch eine
Kegelbahn, die aus einer Betonbahn mit Überdachung bestand. Neben der 'Gastwirtschaft v.
Nordmeier' stand ein Stallgebäude, das früher der mit der Meyerschen Gastwirtschaft
verbundenen Pferdehandlung diente, dann in den dreißiger Jahren für Parteizwecke
umgebaut worden war und später die Kreishandwerkerschaft aufgenommen hatte. Heute steht
an der Stelle dieses Stallgebäudes ein Bungalow. In beiden Gaststätten befanden sich
früher im ersten Stock Säle, in denen Versammlungen und Tanzveranstaltungen abgehalten
wurden. An Markttagen und Festtagen war meistens öffentlicher Tanz. Die Musiker saßen
dann oben auf den Emporen oberhalb der Saal-Schanktheken. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde
der Saal im Lindenhof ausgebaut zu einem Kino, den 'Lindenhof-Lichtspielen', und der im
Gasthof 'Zum schwarzen Ross' zu Hotelzimmern. Das rechte Nachbarhaus des Lindenhofes,
heute Lindenstraße 12, war Fabrikations- und Wohngebäude der Zigarrenfabrik
Hinz, deren Produkte bekannt waren wie die der Zigarrenfabrik J.H.
Melloh, die sich früher in der Schmiedestraße befand und danach in der westlichen Lange
Straße 80 und die heute als Tabakwarengroßhandlung noch besteht.
Trier
41. Im letzten Teil der Brotstraße zur Fahrstraße sehen wir rechts das
Haus Lintz, 1832 erbaut, anstelle des spätmittelalterlichen Hauses 'Zur Geiß'. Hier
befand sich eine angesehene Verlags- und Sortimentenbuchhandlung. Daneben ein Kerzen- und
Wachswarengeschäft. Die diesem Barockbau 1810 vorgeblendete Fassade verwandte die alte
Türbekrönung, einen Steinlöwen, wieder. Im nächsten Haus No. 30 war die
Zigarrenhandlung und Tabakfabrik Berhald Neumann untergebracht. Ganz im
Hintergrund das alte Konfektionshaus Haas. Abwässer liefen noch durch den 'Kullang', da
es noch keine Kanalisation gab.
Trier
Die günstigeren Verkehrsbedingungen versetzten die Stadt in eine andere
Situation und ermöglichten die lang ersehnte Belebung von Handel und Gewerbe. Mit der
Eingemeindung der ehemals selbstständigen Vororte Maar, St. Paulin, Zurlauben und St.
Barbara Löwenbrücken im Jahre 1888, stieg die Einwohnerzahl von 22 000 auf fast 30 000.
Die im erweiterten Stadtbereich angesiedelte Kleinindustrie wurde ausgebaut. Schon lange
gab es in Trier Textilgewerbe, Tabakfabriken und kleine Brauereien, Der
stärkste Industriezweig, die Gerberei, ging ab 1873 zurück, Daneben waren noch
Ziegeleien und Kalk- und Eisenwerke angesiedelt. Schwerpunkte der Wirtschaft waren
Weinhandel und Fremdenverkehr. Schon 1869 weist die Fremdenliste für den September 2468
Übernachtungen aus. Die Aufhebung der Mehl- und Schlachtsteuer machte die
Kontrollfunktionen der Stadttore und des Mauerrings unnötig. Wegen des wachsenden Handels
und der Zunahme des Verkehrs beseitigte man die überflüssig gewordenen Tore.
Twistringen
4. Das Original dieser Ansichtspostkarte trägt den Poststempel vom 3.
Februar 1908. Das Bremer'sche Haus (in der Bildmitte) rückte so dicht an den Zentralplatz
heran, daß es kaum Platz für einen Fußweg ließ. Das Haus rechts daneben existiert
nicht mehr, ebensowenig das Bremer'sche Haus, das der Drogerie von der Ecken wich. Das
helle Gebäude in der Mitte war Postmeyers Restaurant. Ganz rechts in dem Haus mit der
Laube lebte der Zigarrenmacher Julius Bloch, der in der Synagogengemeinde
eine hervorragende Rolle spielte und die Kinder Hebräisch lehrte. Links ist das
Mock'sche, nachmals Putjenter'sche und heutige Voßmann'sche Hotel zu sehen.
6. Um 1910 bannte ein Fotograf dieses Bild auf die Platte. Es zeigt die Bahnhofstraße mit
Blickrichtung Scharrendorf und entstand wahrscheinlich vom Hause der Sattlerei Kalthoff
aus (heute Elektrogeschäft Wessels). Vieles hat sich unterdessen geändert: Im Hause der Zigarrenfabrik
Fick befindet sich jetzt das Schuhhaus Döpkens, Die Albers'sche Mühle wurde um 1920
abgebrochen. Das Gartenland, Eigentum der katholischen Kirchengemeinde in der damaligen
Zeit, machte erst in den zwanziger Jahren einer Bebauung Platz, zum Beispiel für das neue
Postamt. Von den Häusern der rechten Seite sind wegen der geringen Veränderungen
wiederzuerkennen das zweite Haus von rechts (heute Dr. med. Becker), sowie das Gebäude
mit dem Türmchen (heute Rats-Apotheke).
Waldheim
10 Nächste Station unserer Wanderung ist Falkenhain. Diese Ansicht zeigt
das 1930 erbaute 'Strandgasthaus' noch ohne die später ausgeführten Anbauten. Die vom
Tage ihrer Eröffnung an gut florierende Ausflugsgaststätte ließen sich der Zimmermann
Kurt Conrad und seine Frau Margarete, eine gelernte Köchin, auf die grüne Wiese bauen.
Eigentlich wollten sie 'klein anfangen' und wären auch mit einem Imbißstand zufrieden
gewesen, doch die Gemeinde genehmigte damals nur ein 'festes Haus'. Zu den Stammgästen
dieser Zeit zählten Bäckermeister Wetzig ('Schwufti') und der Zigarrenfabrikant
Bergmann aus Waldheim sowie der Fabrikbesitzer Möbius aus Hartha. Vielleicht auch Andreas
Hecht, denn auch die Wandergruppen 'seines' geliebten Erzgebirgsvereins nahmen hier
Quartier. Als erster Kellner wurde der Waldheimer Alfred Striegler eingestellt, der
Schwiegervater von Gertraude Striegler, Verfasserin des Heftes 9 unserer 'Waldheimer
Heimatblätter'! Ja, so ist das manchmal.
Waldheim
54 Bereits im ersten Band hatte ich Ihnen eine alte Fotografie vorgestellt,
die zwischen 1864 und 1871 entstand und damit ebenso alt ist, wie die hier abgebildete.
Die vermutlich vom Eichberg aus gemachte Aufnahme ist eine interessante Ergänzung zur
Seite 31. Deutlich erkennbar zieht sich in der Bildmitte bis zum rechten Rand der 'Hohle
Graben' hin, der ab 1864, nach dem Bau der Günther'schen Zigarrenfabrik
('Essenhaus' ader 'Hûn.en kombinat') nach und nach aufgefüllt wurde. Die links dahinter
liegende alte städtische Ziegelei an der späteren Mortelstraße verschwand mit dem
Abriß ihres Schornsteins am 18. Mai 1892 endgültig aus dem Stadtbild. Vom 1886
eröffneten, mit seiner Umwehrungsmauer an das Mittelgäßchen grenzenden
'Weiberzuchthaus' ist auf diesem Bild noch nichts zu sehen. Auch das alte Rathaus steht
noch an seinem Platz und das Wohngebäude im Hinterhof der 'Mohren-Drogerie' befand sich
gerade erst im Bau.
Warendorf
34. Bereits um 1914 mahnte ein Schild an der Kreuzung der Münsterstraße
mit der Freckenhorsterstraße: Bitte langsam fahren! Bis zur Eröffnung der
Urngehungsstraße 1937 war dies der gefährlichste Verkehrsknotenpunkt der Stadt, über
den der gesamte Durchgangsverkehr ging. 1928 brachte man daher wie auch bei der Kreuzung
des Krickmarkts mit der Königsstraße eine Ampel über der Kreuzung an, die seit 1862
durch eine Gaslaterne, nach 1912 auch durch elektrisches Licht erleuchtet wurde. 1928
verbreiterte man die Straße, indem man die ehemals Kleikampsche Zigarrenfabrik
links niederlegte. Gegenüber wich das nach einem Brand 1830/32 errichtete Gebäude des
Barmer Bankvereins, in dem früher das Gasthaus 'Im Anker' war, 1929 einem
Geschäftsneubau des Kaufhauses EIsberg, später Potthoff & Scholl, heute Opitz. Dabei
wurden auch die angrenzenden Häuser der Freckenhorsterstraïse unter anderem mit der
Filiale Hili einbezogen.
Wernigerode
39. Spätestens seit der ersten urkundlichen Erwähnung der Stadtmauer 1279
steht das Westerntor, als Westtor der Stadt. Die umfangreichen Vorbauten und die
anstoßende Stadtmauer wurden 1868 abgebrochen. In das Torschreiberhaus zog 1846 das
Zigarrengeschäft Ramme ein, das als 'Pipen-Ramme' 1946 das hundertjährige Bestehen
feiern konnte, nicht auch ohne den Schülern des 1871 nah erbauten Gymnasiums Tabakwaren
verkauft zu haben. Nächst diesem Doppelhaus Westernstraße 31/33 wurde Tabak verarbeitet,
hinter den Häusern auf der rechten Bildseite, unmittelbar an der Flutrenne gelegenen, in
der 1877 eröffneten Zigarrenfabrik von Julius Dieck. Auch die beiden
Fachwerkhäuser rechts, Nr. 35 und 37, datieren von diesem Jahr, in Nr. 35 der Werkmeister
Trümpelmann der Fabrik mit Zigarrengeschäft, im Haus 37 Fabrikdirektor Julius Dieck mit
Familie. Zu dieser Zeit ist es die fünfte Zigarrenfabrik in Wernigerode,
1912 sinkt die Zahl auf vier, 1928 zwei, 1933 gar keine mehr, da Julius Dieck Nachf. 1932
endete.
Weiterführende Quellen:
-> Google Suche
-> Google Bilder Suche
Google Suche bei Europese-Bibliotheek.NL
Tabakfabrik -> [click and jump]
Google Suche bei Europese-Bibliotheek.NL
Zigarrenfabrik -> [click and jump]
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Kautabak -> [click
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Google Suche bei Europese-Bibliotheek.NL
Schnupftabak -> [click
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Erklärung:
Ich sammle vorrangig Informationen zu Betrieben aus Deutschland und dem restlichen
Europa. Ich bin auch an Informationen zu Betrieben aus aller Welt interessiert. Dabei
möchte ich etwas erfahren über die Geschichte, den Werdegang und wirtschaftliche Daten.
Inbesondere möchte ich darstellen welche Betriebe den wirtschaflichen
Konzentrationsprozess überlebten bzw. welche Betriebe durch die Konzentration
übernommen wurden. Diese Angaben sammle ich dann auf der Seite "Steckbriefe" und werden entsprechend dem Erkenntnisstand
aktualisiert. Die Daten der Betriebe werden hier geografisch sortiert von Nord nach Süd
und von West nach Ost.
Ich bin kein Sammler von Dosen, Schachteln und sonstigen Gegenständen
(Sammelobjekten), die die Existenz von ehemaligen Betrieben belegen. Doch die
Informationen, die Sammler von diesen Gegenständen haben wie die Firmendaten, Logos,
Schriftzüge, Embleme, Banderolennummern (die Herstellernummer auf den Steuerzeichen),
Orts- und Zeitangaben sind für mich interessant.
Fragen, Anregungen und
Kontaktaufnahme bitte über das Forum